Ärztekammer übt Kritik an Rechten für Geimpfte aus
Veröffentlicht: Montag, 03.05.2021 17:36
Die Ärztekammer Westfalen-Lippe sieht die Diskussion um mehr Rechte für Geimpfte kritisch. Zum aktuellen Zeitpunkt seien noch zu wenige Menschen komplett geimpft.

Die Impfquote liegt aktuell bei 8 Prozent, um über Lockerungen zu diskutieren müsste die aber bei mindestens 50 Prozent liegen. Außerdem müssten alle Menschen in Deutschland ein Impfangebot bekommen haben. Viele haben nur eine Impfung bekommen. Wenn man jetzt lockere, könnten sich dort Mutationen entwickeln. Die sind dann resistent gegen den Impfstoff und es müsste erst ein neuer entwickelt werden.
Die Ärztekammer appeliert auch an die Geimpften auf alle anderen Rücksicht zu nehmen. Sie befürchtet, dass gerade jüngere umgeimpfte Menschen, sich sonst auch nicht mehr an die Corona-Regeln halten.
Sorge um Intensivbetten
Die Ärztekammer Westfalen-Lippe schaut besorgt auf die Situation in den Krankenhäusern. In Hamm sind im Moment etwa 14 Prozent der Intensivbetten frei. In vielen anderen Städten sieht das anders aus: Im Schnitt sind nur ein bis zwei Intensivbetten in den Kliniken in NRW nicht belegt. Jeder Fünfte ist Corona-Patient. Mehr Betten bereitzustellen sei möglich, sagt die Ärztekammer.
Das gehe dann aber zu Lasten des Personals und der Qualität. Die Ärztekammer plädiert dafür, mit Lockerungen zu warten bis mehr als die Hälfte der Menschen geimpft sind. Sonst würden die Krankenhäuser überlastet. Bis jetzt habe man alle Patienten versorgen können. Man wolle, dass das so bleibt.
Prioriesierung soll aufgehoben werden
Die Ärztekammer Westfalen-Lippe fordert, dass die Bundesregierung die Priorisierung beim Impfen aufhebt. Die Priorisierung bremse das Impftempo. Außerdem seien Menschen unterschiedlich zu erreichen: Einige könne man besser über den Haus- oder den Betriebsarzt zum Impfen bekommen. Denen sollte man auch die Impf-Priorisierung überlassen.
Spätestens, wenn die Betriebsärzte mitimpfen, sei eine Priorisierung ohnehin nicht mehr möglich. In Bars und Supermärkten zu impfen, wie beispielsweise in Amerika, hält die Ärztekammer für unsinnig. In Deutschland könne man qualifiziert impfen, heißt es. Auch Apotheken sollten nicht mitimpfen. Impfzentren könnten schneller die Kapazität erhöhen.
Jugendliche sollen Priorisierung bekommen
Die Ärztekammer Westfalen-Lippe fordert Jugendliche priorisiert zu impfen. Sie merkten oft nicht, wenn das das Virus haben - und verbreiten es dann unwissentlich weiter, sagt die Ärztekammer. Wenn sie doch krank sind, liegen sie lange auf den Intensivstationen. Außerdem müsse man in sozial schwächeren Stadtteilen stärker impfen. Dort wohnten die Menschen oft auf engem Raum. Mithilf evon mobilen Impfteams müsse aufgeklärt und geimoft werden, sagt die Ärztekammer. Sie schlägt eine Einmalimpfung wie beispielsweise Johnson und Johnson vor.