Es wird eng für Amtsleiter aus Hamm

Es gibt neue Vorwürfe gegen den Leiter des ehemaligen Hammer Amtes für soziale Integration.

Bild des Hammer Rathauses
© Radio Lippewelle Hamm

Nach WA-Recherchen soll Wolfgang Müller über Jahre Spendengelder vom Roten Kreuz in Hamm bar ausgezahlt bekommen haben. Ob es plausible Belege gibt, soll jetzt die Staatsanwaltschaft klären. Erst die Affäre um ein dubioses Integrationsprojekt für rumänische Zuwanderer, jetzt das. Für den freigestellten Leiter des mittlerweile ehemaligen Amtes für soziale Integration Wolfgang Müller wird es langsam ziemlich eng.





130.000 Euro in bar für "Integrationsarbeit"

Sicher ist, dass das DRK von 2013 bis Juli 2016 mehr als 130.000 Euro Bargeld an Müller ausgezahlt hat, mit Verwendungszweck "Herr M - Integrationsarbeit". Quittungen seien dazu bisher nicht aufgetaucht und wohin das Geld geflossen ist, weiß das DRK nach eigenen Angaben auch nicht. Allein in einem Jahr holte sich Müller wohl 15-mal hohe Summen beim Roten Kreuz ab. Erster in der Spendenkette ist aber nicht das DRK. Vor allem städtische Töchter spendeten hohe Summen an den Kreisverband, der diese dann quasi als unbewusster Mittelsmann an Müller weitergab.

DRK räumt Fehler ein

Begonnen hat diese seltsame Praxis offenbar noch unter der Führung des 2013 verstorbenen DRK-Geschäftsführers Kurt Sperling. Um 2016/2017 endete das Prozedere. Der Westfälische Anzeiger zitiert das Rote Kreuz wie folgt: "Die Übernahme eines 'Mittlerdienstes' für die Stadt Hamm in Form der Führung eines Spendenkontos [...] war ein Fehler, der ausschließlich durch die Wichtigkeit, die das Thema 'Integration' immer für das DRK hatte und hat, zu 'erklären' ist." Insbesondere, das Geld bar ausgezahlt zu haben, sei ein schwerer Fehler gewesen. Jetzt wolle man sich an einer "lückenlosen Aufklärung" beteiligen.




Reaktion aus dem Rathaus

Auch aus dem Rathaus kamen erstaunte Reaktionen. Mittlerweile habe man alle neuen Erkenntnisse an die Polizei weitergeleitet, bestätigte uns heute nochmal Pressesprecher Detlef Burrichter. Welche Konsequenzen sich ergeben, sei insofern abzuwarten.

Auch Ex-Oberbürgermeister Hunsteger-Petermann war "entsetzt"


Passiert sind diese Dinge in der Amtszeit von Ex-Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann. Im Gespräch mit dem WA sagte er, er sei "entsetzt und sprachlos" gewesen, als er davon erfahren habe. Das sei auch wirklich erst jetzt der Fall gewesen. Gleichzeitig stärkte Hunsteger-Petermann seinem Nachfolger Marc Herter den Rücken: "Ich trage [sein] Vorgehen ausdrücklich mit - auch die Härte, mit der jetzt vorgegangen wird." Müller ist zurzeit suspendiert, sein Amt wird in Zukunft dem Amt für Ausländer und Flüchtlinge untergeordnet. Der Personalrat hat schon zugestimmt.

Das sagen die städtischen Töchter

Sparkasse und Stadtwerke erklärten gegenüber dem WA, das Prozedere einer Spende laufe nicht ohne Prüfung ab. Eine Anfrage komme rein, teilweise auch mündlich, und der werde dann entweder eine Zu- oder Absage erteilt. Bei einem positiven Bescheid erfrage man dann die Daten des Spendenkontos, überweise und bekomme dafür eine Quittung. Im vom DRK bislang überprüften zeitraum (2013 bis 2016) wurden insgesamt rund 170.000 Euro an Spenden für Integrationsarbeit verbucht. Was nicht bar an Müller ausgezahlt worden ist, soll er überwiesen bekommen haben.

Müller schweigt zu Vorwürfen

Müller selbst hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert.

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