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Gefahr auf Partys: K.O.-Tropfen-Fälle in Hamm
© Radio Lippewelle Hamm
Die 90er-Party hat in Hamm schon Kultstatus erreicht.
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Gefahr auf Partys: K.O.-Tropfen-Fälle in Hamm

Bei Konzerten, Open-Air-Events und Partys in Hamm gibt es immer wieder Fälle von K.O.-Tropfen. Betroffene berichten von plötzlichem Kontrollverlust und Erinnerungslücken. Polizei und Experten raten zu Vorsicht und schnellen Reaktionen im Ernstfall.

Veröffentlicht: Donnerstag, 24.07.2025 16:17

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Sommerpartys in Hamm: K.O.-Tropfen bleiben eine reale Gefahr

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In Hamm wird auch in diesem Sommer wieder gefeiert: Schützenfeste, Open-Air-Events und private Partys locken viele Menschen an. Doch wo gefeiert wird und Alkohol fließt, wächst auch das Risiko, ein Opfer von K.O.-Tropfen zu werden. Die Polizei bestätigt mehrere Verdachtsfälle im Stadtgebiet, auch wenn bislang keine Substanz eindeutig nachgewiesen werden konnte. Die Sorge vor unbemerkten Angriffen ist dennoch präsent – vor allem bei jungen Frauen. Die Mittel sind geruchlos, geschmacklos und wirken oft schnell: Betroffene fühlen sich plötzlich schwach, verlieren die Orientierung oder erinnern sich an ganze Stunden nicht mehr.

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„Ich konnte nicht mehr laufen oder sprechen“ – eine Betroffene aus Hamm berichtet

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Kimberly ist 19 Jahre alt und lebt in Hamm. Was für sie ein ausgelassener Partyabend auf Mallorca werden sollte, endete in einem völligen Kontrollverlust. Nach einem Schluck aus dem Glas einer anderen Besucherin fühlte sie sich plötzlich kraftlos, benommen und konnte kaum noch sprechen. Ihre Erinnerungen an den weiteren Verlauf des Abends sind nur bruchstückhaft. Eine Anzeige erstattete Kimberly nicht, da sie davon ausging, dass die Substanz ohnehin nicht mehr nachweisbar war. Heute spricht sie offen über das Erlebte und warnt andere davor, arglos mit offenen Getränken umzugehen.

„Ich finde, wenn man feiern geht, dann sollten alle Spaß haben. Und dass dann der Abend so enden muss, weil jemand denkt, dass es lustig sei, dem anderen K.O.-Tropfen zu geben, kann ich einfach nicht nachvollziehen.“ - Kimberly, Betroffene aus Hamm
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Schwierige Nachweise, unspezifische Symptome, hohe Dunkelziffer in Hamm

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Wer in Hamm Opfer von K.O.-Tropfen wird, steht oft vor einem weiteren Problem: Die Substanzen lassen sich nur für kurze Zeit im Körper nachweisen – manchmal nur wenige Stunden. Das erschwert die Beweislage, denn viele Betroffene erkennen die Situation erst spät. In der St. Barbara-Klinik Hamm-Heessen wurden nach eigenen Angaben bislang keine Patienten mit einem eindeutig bestätigten Fall behandelt. Die ärztliche Versorgung konzentriere sich im Verdachtsfall auf die Stabilisierung, nicht auf eine Labordiagnostik, heißt es. Symptome wie Schwindel, Übelkeit, Sprachstörungen oder plötzliche Ohnmacht gelten medizinisch als unspezifisch – sie können auch durch hohen Alkoholkonsum entstehen. Aus juristischer Sicht liegt im Einsatz von K.O.-Tropfen eine gefährliche Körperverletzung vor, doch ohne toxikologischen Nachweis ist kaum ein Verfahren möglich. Die Polizei Hamm rät im Ernstfall zu schnellem Handeln: Urinproben sichern, Hilfe holen – und sofort Anzeige erstatten.

„Manche Beschwerden, insbesondere die Anfangsbeschwerden, sind relativ unspezifisch. Das fängt mit Kopfschmerzen an, mit Übelkeitsgefühlen, Schwindelgefühle – und dann kann einem relativ schnell sehr schlecht werden, und dann tritt auch oft schon die Ohnmacht ein.“ – Ralph Reckmann, Opferhilfe Weißer Ring


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Schutz vor K.O.-Tropfen in Hamm: Praktische Tools für mehr Sicherheit

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Wer in Hamm sicher feiern will, kann auf diverse Schutzmethoden zurückgreifen: Glas-Schutzhauben verhindern unbemerkte Substanzen im Getränk. Teststreifen liefern innerhalb weniger Sekunden ein Ergebnis. Ein Beispiel aus Hamm: Das Startup DrinkCheck von Valentin Kley und Fernando di Matteo bietet einen handlichen Teststreifen im Scheckkartenformat. Die Anwendung ist simpel: Ein Tropfen auf den Streifen und nach etwa 15 Sekunden zeigt das Resultat, ob sich K.O.-Tropfen im Drink befinden. Auch weitere Produkte wie Testarmbänder sind erhältlich, ihre Aussagekraft ist jedoch begrenzt. Neben technischen Hilfsmitteln bleiben typische Schutzregeln wichtig: Das Glas niemals unbeaufsichtigt lassen und fremde Getränke ablehnen.

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Geplantes Gesetz: Strengere Regeln für K.O.-Tropfen-Chemikalien

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Auch gesetzlich soll stärker gegen K.O.-Tropfen vorgegangen werden: Ein Gesetzentwurf sieht Beschränkungen für die Substanzen Gamma-Butyrolacton (GBL) und 1,4-Butandiol vor, die häufig in Getränken als K.O.-Mittel eingesetzt werden. Herstellung, Handel und Besitz größerer Mengen könnten bald verboten sein – der Entwurf liegt aktuell dem Bundestag vor.

Autor: Simon Brinkmann

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