Geht das Apothekensterben in Hamm los?
Veröffentlicht: Samstag, 04.11.2023 09:18
Schon seit Monaten streiken die Apotheken auch in Hamm immer wieder. Für die Elefanten-Apotheke an der Werler Straße ist schon im November endgültig Schluss - der Inhaber führt wirtschaftliche Gründe an.
Aus an der Werler Straße in Hamm
In Deutschland schließt aktuell jeden Tag eine Apotheke für immer. Am 15. November wollen die Apotheken auch bei uns in Hamm wieder streiken und auf ihre Situation aufmerksam machen. Auch der Apothekensprecher in Hamm betont immer wieder im Lippewelle-Gespräch, dass viele Apotheken nicht mehr wissen, wie sie wirtschaftlich arbeiten sollen. Die Elefantenapotheke im Süden zieht jetzt die Reißleine und macht für immer zu. Schon am 24. November ist da Schluss, bis dahin bleiben schon die Samstage zu - aus personellen Gründen, so Inhaber Volker Jansen.
Honorar reicht auch in Hamm nicht mehr
Eine Apotheke sei, vereinfacht gesagt, angewiesen auf die Anzahl der Arzneimittelpackungen, die auf Rezept verordnet und abgegeben werden, erklärt Jansen. Die Preise für verschreibungspflichtige Medikamente seien gesetzlich geregelt, bundesweit einheitlich festgelegt und die Apotheken erhielten immer ein fixes Honorar - das aber seit 10 Jahren nicht erhöht, sondern Anfang des Jahres sogar nochmal gekürzt wurde. Mittlerweile müsse eine Apotheke davon die Posten Beschaffung, Beratung, Betriebskosten, Personal, Vorratshaltung, Lagerung, Laborkosten und vieles mehr abdecken. Auf der anderen Seite hätten auch Apotheken Kostensteigerungen, Inflation, Tariflohnerhöhungen und andere Dinge zu berücksichtigen.
Dramatische Worte in Hamm
Außerdem sei es mittlerweile unattraktiv für junge Apotheker, sich selbstständig zu machen, wenn sie als angestellter Apotheker mehr verdienen als in der Selbstständigkeit. Eigene Fachkräfte würden auch "gerne von der Krankenkasse zu Gehältern abgeworben, die wir bei weitem nicht in der Lage sind, zu zahlen", so Jansen. Die Umsatzverluste habe er eine gewisse Zeit lang durch Optimierung von Prozessen, strenge Kostenanalyse und persönliche Mehrarbeit, "bis hin zu Selbstausbeutung und Verzicht" ausgleichen können, findet er dramatische Worte: "Mit den Apotheken geht eine Einrichtung des Gesundheitswesens verloren, die für jedermann niederschwellig und ohne Termin erreichbar ist, wo man immer eine akademische Beratung erhält, in der man kein Ticket ziehen muss und in der Menschlichkeit und Empathie selbstverständlich sind".