Grüne in Hamm stehen vor Zerreißprobe

Bei den Grünen in Hamm gibt es Streit um den Kurs angesichts der Wahlschlappen der letzten Monate. Ein Ratsmitglied fordert jetzt öffentlich den Rücktritt des Kreisvorstands.

Grüne in Hamm sind sich nicht grün

Die Ratsmitglieder Reinhard Merschhaus und Karsten Weymann sind die prominentesten Stimmen, die einen Kurswechsel fordern. Im nächsten Jahr müssten die Grünen um jede einzelne Stimme kämpfen. Es gehe nicht um "akademische Diskussionen um Personalpronomen", sagte uns Ratsherr Weymann, der seit 33 Jahren bei den Grünen ist. "Das bewegt nicht Oma Müller". Wichtig vor Ort seien die Themen Straßen, Schulen und Wirtschaft. Stattdessen beschäftige sich der aktuelle Vorstand mit Posten. "Da wird der Kuchen verteilt, bevor er gebacken ist", sagt Weymann.


Mitglieder wollen außerordentliche Versammlung

Einige der langjährigen Mitglieder fordern deswegen eine außerordentliche Mitgliederversammlung, um über die Situation ein Jahr vor der Kommualwahl zu sprechen. Fast 20 der rund 150 Mitglieder hätten diese Versammlung schon am 1. Oktober gefordert, sagte uns Weymann.

Laut Satzung sei diese Sitzung innerhalb von sieben Tagen einzuberufen. Die außerordentliche Versammlung soll jetzt am 29. Oktober stattfinden. Das ist der ursprüngliche Termin der regulären Mitgliederversammlung. Ein früherer Termin sei wegen der anstehenden Herbstferien nicht möglich gewesen, heißt es in einer mail an die Mitglieder, die der Vorstand an die Medien weitergeleitet hat.

Grünen-Vorstand hält an ursprünglichem Termin fest

Die Tagesordnungspunkte „Lage der Grünen allgemein“, „Lage der Grünen in Hamm“ und „Ausblick auf die Kommunalwahl nächstes Jahr“ sollen vorrangig diskutiert werden, heißt es in der mail des Vorstands. Es seien aber auch einige reguläre Punkte auf der Tagesordnung. "Es handelt sich um den TOP „Wahlen“ (Bezirksratsdelegierte und ein*e Kassenprüfer*in muss zwingend gewählt werden) und wir werden einen vorläufigen Finanzplan für 2025 unter dem TOP „Finanzen“ beschließen, damit wir schon ab Januar Geld für einen gelungenen Wahlkampf ausgeben können und nicht erst bis zum Beschluss auf der Jahreshauptversammlung im ersten Quartal warten müssen.“, heißt es wörtlich.

Richtungsstreit zwischen Realos und Fundis

Weymann fordert jetzt in dem offenen Brief, der auch an die Landesgrünen geschickt wurde, den sofortigen Rücktritt des Kreisvorstands wegen "undemokratischen Verhaltens". Wörtich heißt es weiter: "Klar ist auch, dass durch diesen ungeheuerlichen Vorgang, die gesamte GRÜNE Partei in Hamm einen schweren Schaden erlitten hat. Auch deshalb fordere ich euch auf, sofort Konsequenzen zu ziehen und nicht nur euer, von der Basis geliehendes Mandat zurückzugeben, sondern die GRÜNE Partei zu verlassen." Die beiden aktuellen Vorstandssprecher Nelli Soumaoro und Barbara Steinke waren Ende 2023 gewählt worden als Nachfolger von Christina Böttcher und Arnela Sacic, die beide im Rat sitzen. Bei den Grünen nicht nur in Hamm gibt es traditionell einen Dissens zwischen dem eher realpolitisch orientierten "Establishment" aus Rats- und Bezirksvertretern und der eher fundamentalistischen Basis.

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