Grundschulen ohne Lehrerinnen
Veröffentlicht: Dienstag, 10.09.2019 06:38
Das Grundschullehramt muss attraktiver werden: Das fordert der Verbund für Bildung und Erziehung Hamm.
Laut einer aktuellen Bertelsmann-Stiftung fehlen bis 2025 bundesweit 11.000 Grundschullehrer mehr als ursprünglich gedacht. Viele Lehramtsstudenten entscheiden sich bewusst für weiterführende Schulen. Denn: Grundschullehrer verdienen schlechter und arbeiten 3 Stunden pro Woche mehr, so eine Sprecherin des VBE Hamm auf Lippewelle-Nachfrage. Dazu kommen noch Arbeitskreise und Fachkonferenzen, die bei Grundschullehrern ehrenamtlich sind. Bei anderen Schulformen werde man aber dafür bezahlt. Außerdem gibt es für Grundschullehrer so gut wie keine Karrieremöglichkeiten, kritisiert der VBE Hamm. Der Verbund wünscht sich auch mehr Geld vom Land für die Universitäten: Die bekommen nämlich keine Fördergelder, weil es im Grundschullehramt keine Forschung gibt. Deswegen sei es schon für die Unis nicht attraktiv, den Studiengang überhaupt anzubieten.
Die Lücken sollen Quereinsteiger und Lehrer im Ruhestand füllen.
Das ist auch jetzt schon in Hamm Alltag, sagte eine Sprecherin des VBE Hamm auf Lippewelle-Nachfrage. Gerade in den Mangelfächern wie Musik, Kunst und Sport steigen Leute aus den Fächern in den Lehrerberuf ein. Die bräuchten aber mindestens eine pädagogische Einführung, um den aktuellen Bildungsstandard halten zu können, sagt der VBE. Außerdem ist nicht jeder dafür geeignet. Lehrer aus dem Ruhestand zurückzuholen, sei in der Realität eigentlich nicht machbar. In Hamm gebe es nur ganz wenige, die sich dazu bereit erklärten - und die machten dann auch nur wenige Stunden.
Oft springen in den Hammer Schulen Studenten ein. Sie arbeiten dann neben ihrem Studium noch rund 14 Stunden als Vertretungslehrer, so eine Sprecherin des VBE im LW-Gespräch. Die Doppelbelastung sei schon eine Hausnummer, oft ist der Unterricht dann auch mal unvorbereitet. Außerdem haben die Studis kaum Praxiserfahrung. Auch angehende Gymnasiallehrer werden an die Grundschulen geholt: Mit Aussicht auf eine feste Stelle an einem Gymnasium nach zwei Jahren. Wer allerdings dafür ausgebildet sei, im Deutsch LK Faust zu lesen, habe nicht unbedingt die Kompetenz kleinen Kindern lesen und Aufsätze schreiben beizubringen, merkt der VBE an.
