Hamm: Auch im Sommer hoher Krankenstand
Veröffentlicht: Donnerstag, 31.10.2024 06:58
Die telefonische Krankschreibung sorgt auch für die vielen Krankschreibungen, das sagen die Arbeitgeber. Sie war während der Coronazeit eingeführt worden, wurde dazwischen ausgesetzt und vor knapp einem Jahr wieder eingeführt worden.
Diskussion um telefonische Krankschreibung neu entfacht
Arbeitgeber sehen in der Möglichkeit der telefonischen Krankschreibung einen Grund für den hohen Krankenstand. Volker Verch, Geschäftsführer des Unternehmensverbands Westfalen Mitte, äußerte im Gespräch mit der Lippewelle:
„Wir stellen fest, dass wir in den Betrieben erhöhte Krankheitszahlen haben. In diesem Zusammenhang stellt sich natürlich die Frage, ob die telefonische Krankschreibung dazu beiträgt. Dem Missbrauch ist sicherlich Tür und Tor geöffnet, er wird leichter gemacht. Das heißt nicht, dass jeder, der sich meldet, gleich Missbrauch betreibt, aber Missbrauch ist leichter geworden durch die telefonische Krankschreibung.“ Volker Verch, Geschäftsführer Unternehmensverband
Während der Pandemie habe die telefonische Krankschreibung Sinn gemacht, doch nun sei die Situation anders. Jahrzehntelang mussten Patienten sich vor einer Krankschreibung untersuchen lassen. Die im Unternehmensverband Westfalen Mitte organisierten Arbeitgeber wünschen daher eine Rückkehr zum früheren Verfahren.
Ärzte sehen nur Vorteile
Die Hammer Ärztesprecherin Dr. Ulrike Leise-Rauße hatte schon im letzten Jahr die telefonische Krankschreibung als "eine tolle Sache" bezeichnet. Sie sagte uns, die Zahl der Krankschreibungen sei bei ihr in der Praxis seitdem nicht gestiegen. Für die Praxen sei die Regelung eine enorme Erleichterung, um sie vor dem endgültigen Kollaps zu bewahren. Nicht zu unterschätzen seien die hygienischen Gründe, besonders für gefährdete Patienten, z.B. mit transplantierten Organen, die nicht unnötig einer Infektionsgefahr ausgesetzt werden sollen.
Psychische Probleme Hauptursache für Fehlzeiten
Die DAK fordert eine seriöse und gründliche Debatte über die Ursachen des anhaltend hohen Krankenstands. „Schnellschüsse wie die Forderung nach einer Abschaffung der telefonischen Krankschreibung oder eine Blaumacher-Debatte helfen den Betroffenen und den Betrieben nicht weiter“, sagt Klaus Overdiek, Landeschef der DAK-Gesundheit in NRW. Psychische Erkrankungen, insbesondere Depressionen, verursachten bei der DAK die meisten Fehltage. Das lässt eher auf einen hohen Druck auch am Arbeitsplatz schließen. Das schildert auch die Hammer Ärztesprecherin so. In vielen Betrieben sei die Personaldecke dünn und die übriggebliebenen Kollegen müssten immer mehr stemmen.