Hammer Betriebe bieten Tests an
Veröffentlicht: Dienstag, 20.04.2021 05:37
Ab heute sind Unternehmen in ganz Deutschland verpflichtet, ihren Mitarbeiter einen kostenlosen Test pro Woche anzubieten. Die Hammer Firmen sind vorbereitet.

Die Unternehmen finden es generell sinnvoll, den Mitarbeitern Tests zu ermöglichen. Die Bereitschaft, Tests anzubieten, ist groß, sagt die Industrie- und Handelskammer Hamm. Schließlich sei das auch im eigenen Interesse der Firmen. Viele lassen sich auch aus Solidarität mit ihren Kollegen testen, um keinen anzustecken. Es ist schlimmer, wenn der Betrieb komplett schließen müsste, heißt es von einigen Hammer Firmen. Eine Pflicht hätte es aber nicht geben müssen, finden Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe und IHK. Das bringe mehr Bürokratie und Zwang als notwendig. Gerade bei Meisterbetrieben ist alles Chefsache. "Wir bekommen den Frust von den Meistern mit. Die sagen, was sollen wir denn noch alles machen", sagt Thomas Behrning, der Sprecher der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe.
80 Prozent machen Tests schon länger
Viele Unternehmen hätten schon vor der Pflicht Tests für ihre Mitarbeiter angeboten, sagt die IHK Hamm. Gerade große Unternehmen machten das oft schon von alleine. Beim Hammer Werk von Hella gibt es schon seit kurz nach Ostern Schnelltests. In Hamm und Lippstadt gibt es jeweils zwei Teststraßen. Dort testen Mitarbeiter, die vorher geschult wurden, ihre Kollegen einmal wöchentlich. Die Hammer Firma Rullko in Rhynern hat die Tests schon vor Wochen bestellt. Wegen Lieferproblemen sind die aber erst vergangenen Donnerstag angekommen. "Wir hätten das Testen jetzt so oder so gemacht", sagt Geschäftsführerin Marie-Christine Ostermann.
Etwa 80 Prozent der Betriebe in ganz Deutschland ermöglichen ihren Mitarbeiten schon Tests oder bereiten das vor. Das haben die Wirtschaftsverbände in der vergangenen Woche gemeldet. Das reicht der Bundesregierung nicht. Sie wünscht sich eine Quote von 90 Prozent. Das sei ideologisch und gar nicht zu erreichen, sagt die IHK. Einige Betriebe sind im Moment geschlossen oder in Kurzarbeit. Dort mache es keinen Sinn zu testen.
Einige Fragen noch offen
Die Lage ist im Moment noch recht unsicher. Bei der IHK Hamm melden sich jetzt auch viele mittelständische und kleine Unternehmen. "Da geht es dann um die Fragen, wie die Tests durchgeführt werden sollen und wo die Betriebe die überhaupt her bekommen", sagt Ulf Wollrath, Geschäftsführer der Hammer Zweigstelle der IHK. Diese Probleme bekommt auch die Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe mit. Sie hat für ihre Unternehmen Sammelbestellungen gemacht. Das haben die meisten Sanitär- und Heizungstechnik-Betriebe bei uns in Hamm angenommen. "Die Pflicht trifft uns nicht unvorbereitet", sagt Innungsmeister Ulrich Grommes. Ob die Tests aber genug sind, müsse sich erst zeigen.
Viele Unternehmen machen sich aber Sorgen, wie sicher und zuverlässig die Tests wirklich sind. Dabei geht es auch darum, wie viele Tests falsch positiv sind. Denn das zieht direkt eine Quarantäne und PCR-Test nach sich. "Zum Schutz der Mitarbeiter nehme ich das aber gerne auf mich", sagt Rullko-Geschäftsführerin Ostermann.
Testungen müssen erst anlaufen
Die Hammer Betriebe warten jetzt ab, wie die freiwilligen Tests laufen. Die Resonanz ist bisher aber gut. "Ich denke, die Mehrheit der Mitarbeiter macht mit", sagt Marie-Christine Ostermann, Geschäftsführerin von Rullko. Bei der Heizungs- und Sanitärfirma Wolf in Rhynern ziehen alle an einem Strang: "Keiner will, dass wir schließen müssen oder es in die Kundschaft tragen." Bei der Firma Grommes in der Innenstadt liegen die Tests bis jetzt eher ungenutzt. Das sei auch in vielen anderen Betrieben der Innung so, sagt Grommes. Wie viele Hammer sich am Ende aber testen lassen, ist nicht klar. Die Betriebe müssen nur nachweisen, dass sie Tests besorgt und ausgegeben haben. Deswegen wird bei den meisten nicht nachgehalten, wie viele Menschen sich wirklich testen lassen. Bei Hella in Hamm haben sich bei der ersten Testungen in der vergangenen Woche etwa 10 Prozent der Mitarbeiter testen lassen.
Unternehmen zahlen die Tests selber
Etwa sechs Euro kostet ein Test. Gerade mittelständische und kleine Unternehmen wüssten nicht, wie sie das bezahlen sollen, sagt die IHK. Die Firmen müssten "selber bluten", sagt Geschäftsführer Wollrath. Das sei eine Belastung für alle Betriebe, sagt auch Peter Drögehoff, der Innungsmeister der Hammer Elektrotechnikbetriebe: "Die Tests gehen richtig ins Geld". Kleine Firmen koste das im Moment zwischen 300 und 400 Euro pro Monat. Aber bei einem Monat werde es ja nicht bleiben.