Höhere Mehrwertsteuer beunruhigt Gastronomie in Hamm

Die Mehrwertsteuer in der Gastronomie soll doch wieder auf 19 Prozent steigen. Die Gastronomen in Hamm sehen Existenzen gefährdet, der Verband schlägt Alarm.

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Gastronomie in Hamm nicht zufrieden mit Entscheidung der Bundesregierung

Die Bundesregierung plant nun doch, die Mehrwertsteuer in der Gastronomie für Speisen und Getränke im Restaurant doch wieder anzuheben. Wer dann im Restaurant isst, zahlt wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer, wer sein Essen mitnimmt, bezahlt nur sieben Prozent. Die Entscheidung der Bundesregierung ist eine herbe Enttäuschung für alle Gastronomen in Hamm", sagt Frederik Müller, der Sprecher der Hammer Gastronomievereins.

Man dürfe nicht vergessen, dass der reduzierte Mehrwertsteuersatz für Restaurants in der EU nicht die Ausnahme, sondern die Regeln sei. "Die Entscheidung der Bundesregierung, Essen wieder unterschiedlich zu besteuern, ist ein kapitaler Fehler", sagt Lars Martin, vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Westfalen. "Eine Rückkehr zu einem Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent wäre eine Katastrophe für das Gastgewerbe auch hier in Hamm."

Gastronomie in Hamm belasten hohe Kosten

Grund für die Entscheidung der Bundesregierung ist das Loch von 60 Milliarden Euro im Bundeshaushalt. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie auf ihren ursprünglichen Satz soll davon etwas auffangen. "Die Rechnung, dass durch die Steuererhöhung am Ende des Jahres drei Milliarden Euro mehr da sind, geht einfach nicht auf", kritisiert Martin. Tausende Betriebe würden schließen, Gäste würden aufgrund steigender Preise weniger Essen gehen, was dann zu weniger Umsätzen und dann auch sinkenden Steuereinnahmen. Das sei eine Milchmädchenrechnung der sogenannten Steuerexperten im Bund. Der DEHOGA rechnet für diesen Fall mit 12.000 Gastro-Pleiten bundesweit, andere Studien gehen in ihrer Schätzung sogar noch weiter. Insbesondere die Gastronomie leide ohnehin unter erheblichem Kostendruck, sagt Müller vom Gastronomieverein in Hamm.

"Alle Betriebe haben diverse Erhöhungen zu verkraften, sei es bei den Personalkosten mit Erhöhung des Mindestlohns, den Einkaufskosten inflationsbedingt oder nun der Erhöhung der Umsatzsteuer." - Frederik Müller, Sprecher Gastronomieverein Hamm

Preise in Restaurants in Hamm könnten weiter steigen

Letztendlich würden die Preise, ob für Getränke oder Speisen wohl erneut steigen müssen, sagt Müller. Auch der DEHOGA Westfalen erwartet das.

"Viele werden sich das nicht mehr in dem bisherigen Rahmen leisten können oder wollen." - Lars Martin, DEHOGA Westfalen

Bei uns in der Region werde sich die Gastronomielandschaft verändern und weiter ausdünnen. Gerade in den ländlichen Randbezirken werde das zu einem großen Problem werden. Der Gastronomieverein in Hamm weist darauf hin: Diese und die vorherigen Preiserhöhungen wanderten nicht in die Taschen der Gastronomen, sondern dienten ausschließlich der Kompensation von Mehrkosten.

Gastronomen machen sich Sorgen um Restaurants in Hamm

Der Gastronomieverein in Hamm macht sich Zukunft um die Branche bei uns. "Die Gastronomie und ihre Beschäftigten dürfen nicht die Leidtragenden einer fehlerhaften Haushaltspolitik sein", erklärt Müller. Die Branche sei einer der größten Arbeitgeber in Deutschland. Diese Arbeitsplätze und natürlich auch die gezahlten Steuern würden durch die Mehrwertsteuererhöhung in konkrete Gefahr gebracht. Insbesondere in Zeiten, in der jede Innenstadt durch den Wegfall von Einzelhandel an Attraktivität verliere, sei es fahrlässig, die Wirtschaftlichkeit der Branche zu gefährden, die weiterhin für innerstädtische Aufenthaltsqualität sorge, sagt Müller.

"Wir wünschen uns ein radikales Umdenken in dieser so wichtigen Entscheidung für unsere Branche, für unsere Innestädte und für alle Beschäftigten in der Gastronomie. Ganz haben wir die Hoffnung noch nicht aufgegeben." - Frederik Müller, Sprecher Gastronomieverein Hamm

Petition vom DEHOGA findet viel Unterstützung

Zwischenzeitlich hatte es danach ausgesehen, dass die Ampelkoalition die Mehrwertsteuer doch bei sieben Prozent belässt. Dafür hatte sich auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA mit einer Petition eingesetzt. "Die Petition hat gezeigt, dass viele Bürgerinnen und Bürger hinter unserer Forderung stehen und im Gegensatz zur Bundesregierung verstanden haben, dass das Gastgewerbe vor einem existenziellen Problem steht", sagt Martin vom DEHOGA Westfalen. Dass es am Ende zumindest nach dem jetzigen Stand nicht gereicht habe, um die Politik zu überzeugen, sei bitter, aber man lasse sich davon nicht entmutigen und kämpfe weiter für eine vernünftige, gerechte Besteuerung auf Speisen. Die Kehrtwende von "Die Koalitionsspitzen sind sich einig" zu "Uns fehlen wegen eines illegalen Buchungstricks 60 Milliarden" sei für den DEHOGA, aber auch für alle Gastronomen in Hamm ein Schlag in die Magengrube gewesen, erklärt Martin.

"Wir haben uns in den letzten Wochen für einen gerechten, einheitlichen Steuersatz auf Speisen eingesetzt und so kurz vor dem Ziel einen solchen Rückschlag hinnehmen zu müssen, ist natürlich bitter, zeigt aber auch, dass wir mit unserer Forderung grundsätzlich richtig liegen, auch wenn die Politik im Moment leider die falschen Prioritäten setzt." - Lars Martin, DEHOGA Westfalen

Weihnachtsfeiern in Restaurants in Hamm boomen

In diesem Jahr merken die Gastronomen in Hamm, dass wieder viele Weihnachtsfeiern stattfinden. Die Nachfrage sei groß, sowohl von Betrieben als auch von Familien und Freundesgruppen, sagt Müller.

"Das direkte Feedback von den Gästen bestätigt, dass sie sich in diesem Jahr sehr auf die Weihnachtsfeier mit Kollegen oder Familie freuen." - Frederik Müller, Sprecher Gastronomieverein Hamm

Das Weihnachtsgeschäft sei Hochsaison in der Gastronomie, sagt Müller. Menschen träfen sich gerne, gerade zum Essen. Um wirklich sicherzugehen, dass man noch einen Platz kriegt, sollte man, je nach Restaurant, zwei bis sechs Wochen in der Weihnachtszeit vorher reservieren.