Junge Menschen in Hamm sitzen in der Schuldenfalle

Vor allem online lässt es sich viel zu leicht einkaufen - sagen Experten. Unter dem Motto „Buy now - Inkasso later" findet bei der Schuldnerberatung in Hamm gerade eine Aktionswoche statt.

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Wenig Transparenz beim Kleingedruckten

„In einer auf Konsum ausgerichteten Welt muss der Umgang mit Geld, Handy und Internet gelernt werden“, sagt Maike Staufenbiel, Schuldnerberaterin beim Katholischen Sozialdienst. Deswegen werden in dieser Woche gezielt "Buy now-Pay later" Angebote von der Beratungsstelle ins Visier genommen. Dazu sagt Sirus Pezeschgi von der Verbraucherzentrale Hamm: „Transparenz bei Zinsen und Kosten im Zusammenhang mit solchen Geschäften dürfen nicht im Kleingedruckten stehen, sie müssen für alle verständlich unmittelbar vor dem Bezahlprozess erfolgen. Da muss der Gesetzgeber tätig werden“. Er ist sicher, dass auf diese Weise viele Menschen vor der Schuldenfalle bewahrt werden können.

Junge Hammer in der Falle

Katholischer Sozialdienst, Verbraucherzentrale und Schuldnerberatung in Hamm betonen, dass viel zu viele, auch junge Menschen, das Risiko unterschätzen, das von scheinbar verlockenden Angeboten ausgeht, etwas im Internet zu bestellen und später zu bezahlen. Das Risiko, den Überblick zu verlieren und in eine Schuldenfalle zu geraten, sei bei diesen Angeboten extrem hoch. Seien die Käufe schon getätigt worden, sei es wichtig, dass die betroffenen Familien bzw. Haushalte wieder einen Überblick über ihre finanzielle Situation bekommen. Um aus der Schuldenfalle herauszukommen, helfe es, eine gute Budgetplanung zu erstellen. Das sei nicht einfach und stelle auch immer wieder die Berater vor große Herausforderungen.

Viel mehr Transparenz und Aufklärung nötig

Hier sei der Gesetzgeber gefordert. Es gehe um mehr Transparenz bei Ratenzahlungen oder "Später bezahlen". Wichtig sei auch eine finanzielle Allgemeinbildung von klein auf. Mit den vielen verschiedenen Finanzierungs- und Zahlungsmöglichkeiten der Anbieter verschwimme die Grenze zwischen Rechnungskauf und Ratenfinanzierung. Die Zahlung laufe dann häufig über Drittanbieter, bei denen mit dem Kauf unter Umständen sogar ein Kredit abgeschlossen werde. Das werde so jedoch im Kaufprozess nicht klar kommuniziert, so die Kritik. Auch Angaben zu anfallenden Zinsen und Gebühren gebe es häufig nicht.

"Transparenz bei Zinsen und Kosten im Zusammenhang mit solchen Geschäften dürfen nicht im Kleingedruckten stehen, sie müssen für alle verständlich unmittelbar vor dem Bezahlprozess erfolgen. Da muss der Gesetzgeber tätig werden“ Sirus Pezeschgi, Verbraucherzentrale Hamm.


Auf diese Art und Weise könnten viele Menschen vor der Schuldenfalle bewahrt werden. Zudem müsse es eine dauerhaft institutionell abgesicherte primäre Präventionsarbeit geben, die Schuldnerberatungsstellen in Trägerschaft der Verbände leisten könnten. „Vorbeugen ist hier besser als heilen, es erspart vielen Menschen die drohende Armut.


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Aktuelle Termine zum Thema Schuldenfalle

  • Mittwoch, 12.06.2024: 9:00 Uhr – 9:45 Uhr; Hammer Verbraucher Café Online; Buy now – Pay later;Veranstalter: Verbraucherzentrale NRW e.V.
  • Freitag, 14.06.2024: 10:00 – 12:00 Uhr; Telefonische Hotline zum Thema Buy Now - Pay Later
  • Katholischer Sozialdienst e.V.: 02381/9245146
  • Städtische Schuldnerberatung: 02381/176715
  • Verbraucherzentrale NRW e.V.: 023819/92919-05
  • Täglich vom 10.06. – 14.06.2024: Tipps zum Thema auf Instagram unter ksd_ev
  • Mittwoch, 11. September 2024; Infostand des Arbeitskreises am Franziskus Berufskolleg

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