Kein Hochregallager auf Finke-Gelände
Veröffentlicht: Montag, 13.05.2019 17:21
180 Grad Wende: Der Standort bleibt erhalten, wird im Sommer aber renoviert. Der neue Eigentümer wollte auf dem Gelände an der A2 ein Hochregallager bauen. Anwohner fürchteten um die Verschandelung der Landschaft.
Der neue Besitzer Höffner hat seine Pläne für ein Hochregallager überraschend fallen lassen.Gleichzeitig hält er am Möbelhaus fest, das ehemalige Finke-Haupthaus soll umgebaut werden. Das teilte Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann gemeinsam mit den Partei-und Fraktionsspitzen von SPD und CDU am Montagabend mit.
Erleichterung bei den Politikern: die schwierige Entscheidung gegen Höffners Ausbaupläne ist SPD und CDU abgenommen worden. Immerhin wollte Höffner nach eigenen Angaben 60 Millionen Euro investieren und 150 neue Arbeitsplätze schaffen. Doch der Druck der Bürger und der Öffentlichkeit sei offenbar zu groß gewesen und SPD und CDU hätten sich nicht auseinander dividieren lassen, sondern seien ruhig und entschlossen aufgetreten und hätten sonst gestern Abend gegen Höffners Logistik-Pläne entschieden. Höffner will den Carre-Markt jetzt zum Lager umbauen, das Haupthaus soll von August bis Weihnachten umgebaut werden. Als Investitionssumme nannte der Oberbürgermeister etwa 10 Millionen Euro. Die Mitarbeiter würden in dieser Zeit weiter bezahlt, heißt es in einem Schreiben, um das der Oberbürgermeister gebeten hatte.
Möbel Höffner wollte Hochregallager
Mitte vergangener Woche war bekannt geworden, dass der neue Eigentümer Möbel Höffner ein Hochregallager auf dem Gelände an der A2 bauen will. Das wäre auch mit Eingriffen in die Natur verbunden. Das geplante Gebäude sollte nach Höffners Vorstellungen 100 Meter lang und 44 Meter hoch sein. Nur so sei der Standort zukunftssicher, argumentierte die Krieger-Gruppe zu der Höffner gehört. Das Möbelhaus habe in den beiden vergangenen Jahren acht Millionen Euro Verlust gemacht, berichtete Ralf Hohoff, Leiter des Oberbürgermeister-Büros, am Mittwoch vor dem Wirtschaftsausschuss im Rat. Sollte die Stadt das Hochregallager nicht in den nächsten Wochen genehmigen, wolle man das Möbelhaus nach dem geplanten Ausverkauf im Sommer nicht mehr öffnen, hieß es von Höffner.
Opposition spricht von Erpressung
Die Politiker zeigten sich von den Plänen überrascht. Ein solches Hochregallager sei "städtebaulich sicher kein Highlight", sagte CDU-Fraktionschef Richard Salomon. Trotzdem wollen SPD und CDU in Ruhe darüber beraten und weiter mit der Krieger SE als neuem Eigentümer verhandeln. Für die SPD sei vor allem die Qualität der Arbeitsplätze wichtig, sagte Ratsfraktionschef Justus Moor. Zwar lockt Höffner damit, durch das Hochregallager die 150 Jobs zu sichern und 150 Neue zusätzlich zu schaffen. Höffner wolle aber keine tariflich bezahlten Arbeitsplätze zusichern, sagte Moor im Lippewelle-Gespräch.
Der grüne Fraktionssprecher Reinhard Merschhaus kann das nicht verstehen. Das Signal müsse ganz klar sein: "Die Stadt Hamm ist zwar arm, aber nicht erpressbar". Ansonsten könnte die Stadt anderen Unternehmen solche Wünsche nicht mehr abschlagen. Damit wäre das Finke-Grundstück dann ein weiteres, das nur noch als Lager genutzt werde, teilten die Grünen mit. Merschhaus kündigte für die Ratssitzung in zwei Wochen einen Antrag der Grünen an, dass sich auf dem Gelände nichts ändern darf.
Die Forderung von Höffner sei glatte Erpressung, so auch Pro Hamm. Die Politik und die Stadt dürften sich nicht darauf einlassen. Das Lager würde auch ein höheres Verkehrsaufkommen und mehr Lärm bedeuten - und so die Lebensqualität der Anwohner erheblich beeinflussen.
Bürger machen sich Sorgen
Dass Höffner sich damit in Rhynern keine Freunde macht, war klar. "Wenn man sich auf Google Maps mal anguckt, wie groß Rhynern ist und wie groß das Gewerbegebiet ist, da ist das Gewerbegebiet bald größer als der ganze Ort", sagte eine Anwohnerin beim Bürgergespräch der SPD am Freitag. Viele Rhyneraner fürchten noch mehr Staus und dass Rhynern schleichend zum Standort für den Online-Handel umgebaut wird. Zudem vermuten sie eine Verschandelung der Landschaft durch das Lager für einen bescheidenen Nutzen, zumal die Zukunft der schlecht bezahlten Arbeitsplatze auch dann nicht sicher sei. Vor allem die Angestellten sahen das mögliche Hochregallager aber auch als potenziellen Vorteil.
Sowohl die Anwohner als auch SPD-Ratsfraktionsvorsitzender Justus Moor fragten sich, warum Höffner nicht das leerstehende Lager des ehemaligen Woolworth-Gebäudes in Bönen nutze. Und es gab auch erste Ideen für Alternativen am jetztigen Finke-Standort: Denkbar wären an der Stelle ein Baumarkt oder eine Initiative für Start Ups.
Aus für Caree-Markt
Am 1. Juni beginnt der Räumungsverkauf bei Finke. Für den Caree-Markt am Finke-Standort ist danach auf jeden Fall Schluss - dort soll ein Mitnahmelager entstehen. Ab dem 1. August soll dann auch der Schriftzug außen am Möbelhaus durch Höffner ersetzt werden.