
Klassenfahrt von Hamm nach Frankreich endet in Desaster
Bei einer Stufenabschlussfahrt nach Südfrankreich haben Zehntklässler des Gymnasiums Hammonense nach dem Ausfall der Klimaanlage im Bus mit den hohen Temperaturen zu kämpfen. Die Reise wird abgebrochen.
Veröffentlicht: Dienstag, 01.07.2025 07:45
Verspätete Abfahrt in Hamm
Aus der Stufenabschlussfahrt der Zehntklässler des Gymnasiums Hammonense ist ein Albtraum geworden. Eigentlich wollten sie nach Südfrankreich fahren. Stattdessen wird die Reise nach Lippewelle-Informationen abgebrochen, nachdem bei einige Teilnehmer in überhitzten Bussen der Kreislauf schlapp gemacht hat. Die Stufenfahrt war nach Angaben einer Mutter, die sich an die Lippewelle gewandt hat, bereits zeitlich eng geplant, mit der Abreise am Sonntag (29.06.) und der Rückfahrt am Donnerstag (03.07.). Dann habe sich aber bereits die Abfahrt am Sonntag enorm verzögert. Statt um 19:30 Uhr zu starten, sei es erst um 23:00 Uhr losgegangen, weil der Reiseveranstalter zunächst nicht alle Koffer unterbringen konnte und erst noch einen Anhänger kommen lassen musste. Mit dem Anhänger habe der Bus dann allerdings nur 80 km/h fahren können. Im Laufe des Montags (30.06.) hätten die Eltern Nachrichten erreicht, dass die Fahrt abgebrochen würde, so die Mutter weiter.
Defekte Klimaanlage im Bus
Demnach ist in einem Bus die Klimaanlage ausgefallen. Die Hitze vor Ort und im Bus sei für einzelne Teilnehmer nicht auszuhalten gewesen, heißt es von der Schule. Daher habe man sich am frühen Nachmittag entschieden, die Fahrt abzubrechen. In Frankreich herrschen aktuell Temperaturen um 36 Grad. Die Sicherheit der Kinder habe höchste Priorität, hieß es von der Schulleitung. Das Reiseunternehmen sagt dazu, dass ein solcher Ausfall der Klimaanlage immer passieren kann, es bei den hohen Temperaturen aber selbstverständlich besonders problematisch sei. Das Unternehmen habe im Anschluss an den Ausfall einen Ersatzbus angeboten, doch die Schulgruppe habe dies abgelehnt, obwohl sie nur noch rund 250 Kilometer vor sich gehabt hätten. Während der Rast hätten sie sich entschieden, den Rastplatz zu verlassen.
Schüler aus Hamm in einem Notfall-Hotel
Die Kinder hätten dann zunächst "Asyl" in einem klimatisierten Einkaufszentrum bei Lyon gefunden, seien mit Essen und Trinken versorgt worden und hätten sich erholen können.
"Es war halt nicht so cool, dass man nie wusste, wie es so weiterging, weil das wussten die Lehrer auch nicht wirklich, weil das Busunternehmen nicht gesprochen hat." - Zehntklässlerin am Hammonense Gymnasium
Dann sei der Bus auch einfach weggefahren, ohne vorher Bescheid zu geben, sodass die Schüler und Schülerinnen ihre Sachen noch im Bus hatten. "Dadurch hatte ich mein Asthmaspray den ganzen Tag nicht", hat eine Zehntklässlerin der Lippewelle gesagt. Weil erst am Dienstag klimatisierte Busse aus Deutschland kommen können, sind die Schüler und Schülerinnen in einem Notfall-Hotel in Lyon untergekommen.
Doppeldecker kollidiert mit Brücke
Auf dem Weg ins Hotel gab es dann die nächste Katastrophe: "Es war eine gewisse Hitze und eine gewisse Temperatur im Bus vorhanden, die so nicht bewältigt werden konnte, dadurch haben wir die Fenster geöffnet, das ist dann aber zum Verhängnis geworden", erzählt Leo aus der zehnten Klasse. Damit war der Bus nämlich zu hoch für die Brücke, beschreibt eine Zehntklässlerin: "Der Doppeldeckerbus hat nicht unter die Brücke gepasst und das Dach und alle Fenster von diesem Doppeldecker, sind einfach gesprengt worden. Überall ist's voller Splitter." Ein Sprecher des Reiseunternehmens betont, dass der Fahrer des Busses ihm versichert habe, dass die Unterführung groß genug angegeben war. Ein Doppeldecker sei vier Meter hoch, die Unterführung sei für 4,10 Meterfreigegeben gewesen. Auch die Dachfenster würden sich im Normalfall nur rund fünf Zentimeter öffnen. Warum genau die Dachfenster mit der Unterführung kollidiert sind, sei bisher nicht klar.
Hammer Schüler: Busfahrer reagieren wohl unangemessen
Der Bus ist daraufhin an die Seite gefahren, berichtet Leo. "Wir haben erstmal den Schock realisiert und erst mal verarbeitet, was da überhaupt passiert ist. Und wir haben dann erst mal geguckt, ob irgendjemand verletzt ist." Fragwürdig sei das Verhalten der Busfahrer gewesen, berichten mehrere Schüler. "Der Busfahrer, der den Bus gefahren ist, der kaputtgegangen ist, ist tatsächlich einfach lachend ausgestiegen und hat eine geraucht", erzählt eine Zehntklässlerin der Lippewelle. Einige Kinder hatten Schnittwunden, ein Kind musste mit Verletzungen am Auge ins Krankenhaus. Alle Kinder konnten aber die Nacht im Hotel in Lyon verbringen. Als alle Busse am Hotel angekommen seien, hätten beide Busfahrer gesagt, dass sie die Koffer nicht auspacken. "Und wir mussten dann selbst in diese Kofferräume gehen und unsere Koffer da herausholen", sagt die Zehntklässlerin. Auf jeden Fall würden alle so schnell wie möglich die Rückfahrt nach Hamm antreten, heißt es von der Schulleitung.
"Es ist so crazy, ich weiß nicht, was auf dieser Klassenfahrt alles passieren soll, aber das ist so verflucht." - Zehntklässlerin am Hammonense Gymnasium
Busse und Fahrer kommen nicht von dem Reiseunternehmen selbst, so ein Sprecher. Der Anbieter habe die Busse bei einem Unternehmen in Herne angemietet. Auf Wunsch der Schulgruppe bringen jetzt andere Busse die Schüler nach Hause.
Abschlussfahrt nach Frankreich wird für Hammer Schüler zum Albtraum
Am Dienstagmorgen sollen die Schüler und Schülerinnen gegen neun Uhr aus Lyon wieder in Richtung Hamm fahren. "Ich bin nicht wirklich jetzt gerade traurig, dass die Klassenfahrt nicht wirklich stattfindet, ich finde es nur sehr anstrengend, am Dienstag komplett wieder zurückzufahren, weil wir halt Montag und Sonntag fast die ganze Zeit auch nur im Bus waren", hat eine Zehntklässlerin der Lippewelle gesagt. Eigentlich habe es nur eine schlechte Nachricht nach der nächsten gegeben, ergänzt eine weitere - und das habe eigentlich nicht mehr aufgehört. "Es passieren irgendwie so viele Dinge auf einmal, dass man das alles erst mal nacheinander verarbeiten muss. Und gerade dachte ich, jetzt wird es vielleicht so ein bisschen so sentimental. Man kann jetzt noch mal so die letzten Stunden auf so Klassenfahrt miteinander verbringen und dann ist die Sache mit dem Bus passiert." Ein wenig konnten die Jugendlichen das noch am Montagabend im Hotel machen. "Man konnte sich Essen bestellen und da haben wir noch mal sehr schön den Abend ausklingen lassen", erzählt Henry aus der zehnten Klasse. "Wir hatten noch eine verhältnismäßig ruhige Nacht im Hotel und jeder konnte hier so ein bisschen bis 23:30 Uhr machen, was er wollte."
Schüler aus Hamm auf dem Heimweg
Einige Eltern fänden es gut, dass die Jugendlichen wieder nach Hause kommen, andere eher nicht, sagt eine Zehntklässlerin. "Einfach, weil viele auch dafür waren, dass sie gestern einfach weiter hätten fahren sollen, weil uns nicht mehr viel gefehlt hat und es vielen gesundheitlich nicht so gut geht, dass man jetzt wieder 16 Stunden zurückfährt, ohne eine richtige Pause." Nach Angaben der Schule hätten nun alle gut geschlafen, seien gut versorgt und warten am frühen Dienstagmorgen auf neue Busse, um wieder zurück nach Hamm zu fahren. Die kommen jetzt von einem anderen Unternehmen aus Deutschland.
Autoren: Ute Hien, Lena Zaubzer, Benedikt Schockenhoff