
Kritik aus Hamm für Verbot von alten Öl- und Gasheizungen
Nach dem geplanten Gebäudeenergiegesetz müssen Öl- und Gasheizungen, die defekt oder älter als 30 Jahre alt sind, durch nachhaltige Heizungen ersetzt werden. Das sorgt für Unsicherheiten bei Mietern und Vermietern in Hamm.
Veröffentlicht: Dienstag, 18.04.2023 03:43
Die neuen Heizungen müssen zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Das gilt für alle Geräte, die ab dem 1. Januar 2024 eingebaut werden. Darauf hat sich die Bundesregierung geeinigt. Neuere Geräte, die noch funktionieren, aber diesen Standards noch nicht entsprechen, müssen vorerst noch nicht ausgetauscht werden.
Besitzer von älteren Anlagen verunsichert der neue Gesetzesentwurf. Der Bedarf an Beratungsanfragen sei derzeit sehr hoch, erzählt uns Energie-Effienz-Experte Markus Hagenkamp von der Klimaagentur Hamm im Lippewelle-Interview. "Es ist eine gute Idee, dass man sich Gedanken darüber macht, was das Sinnvollste ist. Zurzeit muss man nicht in Panik verfallen".
Öl- und Gasheizungen trotz Vorgaben in Hamm noch beliebt
In Hamm tauschen viele Heizungsbesitzer ihre Anlagen aus, obwohl diese noch gut funktionieren. Viele davon möchten ihre Anlagen auch gegen Geräte austauschen, die den neuen Anforderungen nicht entsprechen. Das hat uns Tim Martin Rezun vom Fachbetrieb Friedel Schültke auf Lippewelle-Anfrage gesagt. Hintergrund ist, dass die neuen Geräte teilweise doppelt so teuer sind wie bisherige Modelle. Viele Kunden würden hoffen, mit der Umrüstung erst mal Ruhe zu haben, weil das Gerät dann nicht mehr ausgetauscht werden müsse. Hier seien individuelle Beratungen wichtig, denn neuere Heizungen sind oft schon hybridfähig - eine Aufrüstung in Zukunft ist dann nicht mehr so teuer.
Sanitärbetriebe in Hamm: "Gesetz noch schwer umsetzbar"
"Wir haben schon heute mit einem ganz erheblichen Fachkräftemangel zu kämpfen, der sich in den nächsten Jahren vermutlich noch verschärfen wird.", sagt Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer Dortmund und des westdeutschen Handwerkskammertags. Das bestätigt auch Nicole Fischer von Fischer Bad & Heiztechnik. Spätestens zum Jahresende werde es schwierig, genügend Fachpersonal einsetzen zu können. Dazu käme, dass jetzt noch viele bereits bestellte Wärmepumpen noch nicht lieferbar seien. Deswegen nehmen einige Sanitärbetriebe schon jetzt keine neuen Aufträge mehr an.
Das stößt bei einigen Kunden in Hamm auf Unverständnis. Man müsse doch noch mehr Personal einsetzen und die Arbeit auch am Wochenende fortsetzen, erzählt uns eine Mitarbeiterin im Kundenservice eines Hammer Sanitärbetriebs.
Energie-Effienz-Experte aus Hamm: "Es gibt einen Anreiz für Vermieter"
Markus Hagenkamp ist sich sicher: "Die Vermieter sollten schon auf erneuerbare Energien umstellen. Das ist absolut sinnvoll." Dabei könnten zwar die Mehrkosten auf die Mietkosten umgeleitet werden. Es gebe aber für die Vermieter auch einen Anreiz, umzusteigen: "Vermieter werden an dem CO2-Preis, den man auf Heizungen und Heizenergien zahlen muss, mittlerweile beteiligt." So sei es auch in ihrem Interesse, ein zukunftsfähiges Heizsystem einzubauen und so CO2 zu sparen.
Auch Altbauwohnungen in Hamm können zukunftsfähig beheizt werden
"In den allermeisten Fällen gibt's einen Weg, wie man das umsetzen kann. Manchmal reicht's sogar, wenn man einfach Heizkörper austauscht.", meint Markus Hagenkamp. Es gebe zwar auch Altbauwohnungen, in denen mehr getan werden müsse. Undichte Fenster und schlechte Isolierung sind oft der Grund für einen hohen Energieaufwand beim Heizen.
Hier sei es besonders wichtig, sich im Vorfeld ausführlich Gedanken zu machen und unabhängig beraten zu lassen. Eine Erstberatung ist in den meisten Fällen kostenlos.