Nach Pisa-Schock in Schulen: Ursachensuche in Hamm

Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften: Schüler in Hamm haben massiven Nachholbedarf in diesen Bereichen. Das zeigt die neue Pisa-Studie der OECD. Jetzt läuft die Suche nach Ursachen und einer Lösung.

Eine Lehrerin erklärt einem Schüler die Aufgabe in einer Gruppenarbeit.
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Schlechte Ergebnisse in Hammer Schulen sind keine Überraschung

Pisa steht für "Programme for International Student Assessment" und ist die größte internationale Schulleistungsvergleichsstudie. Es werden die Kompetenzen von 15-jährigen Jugendlichen beim Lesen, in der Mathematik und den Naturwissenschaften erfasst. Seit dem Jahr 2000 wird sie alle drei Jahre durchgeführt. In dieser Altersklasse gehört die Friedensschule in der Innenstadt zu den größten Schulen. Schulleiter Leon Moka betont, dass man so ein Ergebnis bereits erwartet habe. Man habe die Ergebnisse der Studie noch nicht intensiv ausgewertet. Schon jetzt sei aber klar, dass man sich dem Stellen und den Unterricht verbessern müsse. Dafür brauche es auch mehr pädagogisches Personal, so Moka.

Mehr finanzielle und personelle Ausstattung für Schulen in Hamm

"Die technische Ausstattung ist eine schöne Sache, da sind wir gut aufgestellt. Wir müssen mit den Schülerinnen und Schülern aber mit mehr Nachdruck an ihren Lese- und Rechenfähigkeiten arbeiten", so Schulleiter Leon Moka von der Friedensschule. Ähnlich argumentiert auch Marcel Teiner von der Lehrergewerkschaft GEW. "Kleinere Klassen z.B. sind da der Schlüssel zum Erfolg. Der Schulabschluss darf nicht länger vom sozialen Status der Eltern abhängen. Insbesondere Kinder aus Familien mit Migrationsgrund benötigen massive zusätzliche schulische Unterstützung, um sprachliche Barrieren abzubauen", betont er. Schulleiter Jörg Asshoff vom Gymnasium Hammonense sieht einen weiteren Aspekt: "Die Studie zeigt auch die Unterschiede von Schulsystemen. Wo Schulen länger geöffnet sind, fallen die Ergebnisse besser aus. Offenbar spielt die Lehrerpersönlichkeit eine Rolle beim Lernen."

Folgen der Pandemie in Pisa-Ergebnissen in Hamm sichtbar

Jörg Asshoff vom Gymnasium Hammonense sieht die Pandemie als Beschleuniger für das Problem. Viele Schüler sagten nach Corona: "Das Fach interessiert mich einfach nicht mehr". Nach der Corona-Pandemie seien mit der Pisa-Studie nun die "verheerenden Auswirkungen" der Schulschließungen sichtbar geworden, sagt auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst. Auch die geflüchteten Kinder brauchten dringend Hilfe. "Das zeigt, wie wichtig es ist, dass wir alle Prioritäten darauf setzen, dass diese Kinder erst mal die Basiskompetenzen erlernen, nämlich den Umgang mit Sprache und rechnen.»

Kitas und Grundschulen in Hamm sollen Schüler noch besser vorbereiten

Um die Rechen- und Lesefähigkeiten der Kinder in Hamm zu verbessern, müsse man schon in Kitas und Schulen ansetzen, so Schulleiter Leon Moka von der Friedensschule. Auch Schulleiterin Cornelia Lagoda von der Hermann-Gmeiner-Grundschule beobachtet bei vielen Kindern dringenden Handlungsbedarf. Viele Basiskompetenzen seien in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Schülerinnen und Schüler hätten Probleme, sich länger auf eine Aufgabe zu konzentrieren oder schon einen Stift richtig zu halten oder mit einer Schere umzugehen. Hier sieht Lagoda auch die Eltern in der Pflicht. In vielen Familien werde nicht mehr aktiv miteinander gesprochen. Das sei aber wichtig, um grundlegende Sprachkenntnisse zu vermitteln, auf die in der Schule aufgebaut werden kann. Es sei außerdem sehr auffällig, dass viele Eltern ihrem Smartphone mehr Aufmerksamkeit schenkten als ihrem Kind.

Qualifiziertes Personal in Schulen in Hamm fehlt

Laut Cornelia Lagoda von der Hermann-Gmeiner-Grundschule fehle es an vielen Schulen auch an qualifiziertem Personal. Besonders im OGS-Bereich würden mittlerweile oft mehr Mitarbeiter ohne Ausbildung betreuen als Fachkräfte. Man könne sich natürlich immer mehr Betreuungspersonal von der Politik wünschen. Wichtiger sei aber noch, dass alle Eltern ihre Verantwortung ernst nehmen und ihre Kinder mit den nötigen Basiskompetenzen ausstatten. Schulen seien oft die Schuldigen, dabei kümmere man sich mittlerweile um Kompetenzen, die weit außerhalb der schulischen Aufgaben liegen, heißt es.

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