Nachhilfe nach Corona: Bedarf in Hamm steigt wieder
Veröffentlicht: Dienstag, 04.06.2024 07:01
Während der Corona-Pandemie ist viel Unterricht ausgefallen und dadurch sind bei einigen Kindern Defizite in der Schule entstanden. Das zeigt sich auch bei der Nachfrage nach Nachhilfe in Hamm.
Nachhilfebedarf in Hamm seit Corona
Während der Corona-Zeit sei der Nachhilfebedarf deutlich gesunken. Seitdem stiegen die Zahlen kontinuierlich, auf ein mittlerweile höheres Niveau als vor der Pandemie. Das beobachten sowohl die Schülerhilfe als auch der Studienkreis. Die NachhilfeLounge in Bockum-Hövel und Werries hat zwar auch einen erhöhten Bedarf beobachtet, dort fallen allerdings eher die veränderten Bereiche der Nachhilfe auf. Auffällig ist bei allen Anbietern die Änderung der Altersgruppe hin zu deutlich jüngeren Schülern.
Gründe für den erhöhten Nachhilfebedarf in Hamm
Vielen Grundschülern fehlen durch den Distanzunterricht die Grundlagen, die sie für die restliche Schullaufbahn benötigen. Was im Rahmen des Lehrplans nicht wiederholt und aufgearbeitet werden konnte, müssten jetzt die Nachhilfen auffangen, so Falk Ruschke vom Studienkreis Hamm. Claudia Amelong von der NachhilfeLounge beobachtet außerdem einen erhöhten Bedarf im Fach Deutsch. Den Kindern falle es schwer, längere Texte zu verstehen, und gerade das Schreiben eigener Texte bereite ihnen Probleme. Nachhilfefach Nummer eins bleibe aber bei allen Anbietern weiterhin Mathe, bei der Schülerhilfe fänden sogar etwa 80 Prozent der Nachhilfestunden in diesem Fach statt, so Timm Langhorst von der Schülerhilfe.
Aktuelle Personalsituation in der Nachhilfe in Hamm
Während es in den Schulen stark an Lehrkräften mangelt, sei die Personalsituation in den Nachhilfen deutlich entspannter, erklärten alle befragten Anbieter. Während der Pandemie habe es hier große Probleme gegeben, zumal die Situation durch das Projekt "Students for School" noch angespannter gewesen sei. Bei diesem vom Land ins Leben gerufenen Projekt wurden Schüler in den Schulen von Studenten betreut. Dadurch fehlten die Studenten, die sonst die meisten Nachhilfelehrer stellen, so Claudia Amelong. Mittlerweile sei die Lage aber wieder besser und nur im ländlichen Bereich gebe es noch Lücken.
Bildung und Teilhabe
Wie alles ist auch die Nachhilfe in den letzten Jahren teurer geworden, das haben mehrere Institute gegenüber der Lippewelle. Die großen Anbieter versuchen, die Preise mit Gruppenunterricht niedrig zu halten. Der Preis für eine Schulstunde in Kleingruppen startet im Lippewelle-Vergleich aktuell bei etwa 8 bis 9 Euro. Das Familienministerium hat das "Bildungspaket" ins Leben gerufen. Das Angebot "Bildung und Teilhabe" unterstützt sozial schwächere Familien in verschiedenen Bereichen rund um Schule, Kita und Verein; auch Kosten für Nachhilfe werden übernommen.
Schulische Projekte zur gegenseitigen Förderung
Ein weiteres Beispiel, wie die Eltern und auch Nachhilfen entlastet werden können, zeigt die Friedensschule in Hamm. Im Projekt "Schüler helfen Schülern" geben ältere Schüler kostenlose Nachhilfe für Fünftklässler. Dafür werden sie zu Beginn des Schuljahres in einer Schulung ausgebildet und im Laufe des Jahres von Lehrkräften begleitet. Wer nach der Grundschule Startschwierigkeiten auf der neuen Schule hat, soll so einen kleinen Anschub bekommen.
Alternative Nachhilfe-Methoden
Aber es muss auch nicht immer die klassische Nachhilfe sein. Im Internet gibt es unzählige, oft kostenlose Angebote, die schulische Themen aufgreifen und anders erklären. Ob Lernvideos zu Naturwissenschaften bis zur Oberstufe oder Zusammenfassungen von Schullektüren mithilfe von Playmobil - es gibt Hilfestellungen für jedes Fach und Alter. Um die gelernten Inhalte zu vertiefen, bietet das Internet außerdem Aufgaben mit Lösungen.
Was sagen die Kids in Hamm?
Bei den meisten Kindern in Hamm sei das Thema nicht so präsent. Einige nehmen zwar Nachhilfe, aber sie reden wenig darüber - das hat eine Lippewelle-Umfrage unter Schülern ergeben. Viele Schüler geben zu, dass sie in dem ein oder anderen Fach Unterstützung bräuchten, was Nachhilfe normalisieren würde. Viele Erwachsene sagen auch, dass es deutlich weniger Vorurteile gibt und sich immer mehr Schüler offen für Nachhilfe zeigen. Der Eindruck in den Schulen ist allerdings noch ein anderer, dort wird das Thema immer noch als unangenehm empfunden, so eine Schülerin der Marienschule in der Hammer Innenstadt.
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