Neue Busse und 24-Stunden-Betrieb: Die Stadt Hamm hat ihren neuen Nahverkehrsplan vorgestellt

Das Bus- und Bahnfahren in Hamm soll deutlich einfacher werden. Dazu hat die Stadt Hamm jetzt einen entsprechenden Plan vorgestellt.

Bus der Stadtwerke Hamm
© Radio Lippewelle Hamm

Neue Premium-Busse für Hamm

Eine der großen Neuerungen ist ein Premium-Bus-System. Die Linien 1/3 und 10/11 sollen in Zukunft im 20-Minuten-Takt fahren - in Überlagerungsbereichen sogar im 10-Minuten-Takt. "Egal, wann man zur Bushaltestelle kommt: In spätestens neun Minuten soll der nächste Bus abfahren", heißt es vom Abteilungsleiter der Verkehrsplanung der Stadt Hamm Carsten Gniot. Die Stadt rechnet so mit mehr als 2000 Fahrgästen mehr am Tag.

Die sogenannten Metro-Busse sollen 2025 an den Start gehen. Damit die erhöhte Taktung eingehalten werden kann, werden acht Busse mehr als bisher benötigt. Arbeitsagentur und Jobcenter in Hamm arbeiten bereits an entsprechenden Schulungsmodellen für die neu benötigten Busfahrerinnen und Busfahrer.

Mehr Busse bedeutet auch eine höhere Belastung für die Umwelt. Deswegen gibt die Stadt Hamm 30 neue Gelenkbusse in Auftrag. Diese sollen umweltfreundlich mit Wasserstoff betrieben werden. Dafür werden Zusatzkosten von 8 Millionen Euro im Jahr erwartet. Finanziert wird das von den Stadtwerken Hamm. Damit wird Hamm die erste Stadt in Deutschland sein, die dieses Wasserstoff-Bus-Modell in den Einsatz bringen wird.

Langfristig sollen alle Stadtbezirke von den Premium-Bussen profitieren. Bis 2035 soll in ganz Hamm mit Metro-Bussen versorgt sein.

Letztendlich sollen 15% des gesamten Verkehrsaufkommens über den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) abgedeckt werden.

24-Stunden-ÖPNV in Hamm

Eine weitere Neuerung ist ein On-Demand-Verkehr. Über eine App oder per Telefon sollen Fahrgäste dann rund um die Uhr Kleinbusse bestellen können, die sie an ihre gewünschten Ziele bringen sollen. Mit diesen On-Demand-Bussen sollen dann auch Orte angefahren werden können, die nicht auf den regulären Linien liegen. Mit dem Abrufsystem soll besonders nachts zwischen dem letzten Nachtbus und dem ersten Linienbus am Morgen eine Lücke geschlossen werden.

Anders als das Premium-Bus-System können die Busse auf Abruf nur mit einem Aufpreis benutzt werden. Wie hoch der ist, ist bisher nicht bekannt. Allerdings soll sich dieser in einem "attraktiven Bereich" bewegen, heißt es von der Stadt. Nutzer eines HammTickets, Monatsabos oder sonstigen Bustickets sollen einen geringeren Aufpreis zahlen müssen.

Realisiert wird das System mit Hilfe der Hammer Taxiunternehmen. Deren Großraumtaxis sollen für den On-Demand-Verkehr zur Verfügung gestellt werden. Die Gespräche laufen noch.

Das Angebot soll auch 2025 starten.

Auch der Schienenverkehr in Hamm wird ausgebessert

Die Stadt plant, vorhandene Schienennetze bei bedarf auszubauen. Ebenfalls Thema in den Planungen der Stadt Hamm ist die S-Bahn-Strecke Rhein-Ruhr bis zum Hauptbahnhof Hamm und Bahnhof Heessen verlängert. Die Stadt erwartet mit denen und weiteren Maßnahmen 25.000 Fahrgäste am Tag, das sind 10.000 mehr als bisher.

Eine Straßenbahn, wie sie einst in Hamm gefahren ist, kommt nach aktuellen Planungen nicht infrage.

Private Autos in Hamm sollen unbedeutender werden

"Zwang und Druck sind nicht der richtige Weg", erklärt Oberbürgermeister Marc Herter in einer Pressekonferenz. So sollen nicht künstlich Parkplätze verknappt oder Fahrspuren verengt werden, heißt es von der Stadt. Viel mehr sollen mit den neuen Angeboten mehr Möglichkeiten für die Hammer geschaffen werden. Herter spricht von einem Kulturwechsel: In Zukunft sollen die Bürger in Hamm entscheiden können, ob eine Strecke mit dem Nahverkehrsangebot der Stadt Hamm erreicht werden kann und ob das private Auto dafür notwendig ist. "Das Fahrzeug könnte bald nur noch ein Stehzeug werden", so Herter.

Ganz aufs Auto zu verzichten sei unrealistisch, heißt es von der Stadt. Das bestätigt auch eine YouGov-Umfrage, die zeigt, dass das Auto mit großer Mehrheit der Stimmen in Deutschland das beliebteste Verkehrsmittel bleibt. Besonders bei jungen Menschen wird das Auto immer beliebter.

Stadt Hamm geht mit Bürgern in den Dialog

Die Angebotserweiterung zieht auch diverse Maßnahmen mit sich. So wird in den Planungen auch eine Überarbeitung der Ampelanlagen und Straßenführung in Betracht gezogen. Die Verbesserung von bereits vorhandenen Haltestellen ist schon länger ein Projekt der Stadt Hamm, in dem acht Bushaltestellen im Jahr ausgebessert werden.

Ab dem dritten Juli soll der Nahverkehrsplan wieder auf der Webseite der Stadt Hamm veröffentlicht werden. Da soll dann auch die Möglichkeit bestehen, auf die Planungen zu reagieren. Die Stadt will denjenigen, die die öffentlichen Verkehrsmittel regelmäßig nutzen, die Möglichkeit bieten, Feedback zu geben und an den Planungen einen Beitrag zu leisten. Wer nicht online mitwirken will, soll auch an entsprechenden Sprechstunden im Rathaus teilnehmen können.

Neue Tarife in Hamm zeigen Wirkung

Ein Teil der Maßnahmen in den Planungen wurden bisher bereits umgesetzt. Dazu zählt zum Beispiel auch das HammTicket, das anfangs eher schleppend angelaufen ist. Seit der Einführung sind mit dem HammTicket 2.500 mehr Fahrgäste am Tag in Hamm unterwegs.

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