Politiker in Hamm diskutieren über Verkehrspolitik

In vier Monaten ist die nächste Wahl für uns in Hamm. Am 14. September werden in NRW Räte und Oberbürgermeister neu gewählt. Die Spitzenkandidaten von acht Parteien und Wählergruppen aus Hamm sind Donnerstagabend (22.5.25) zum ersten Mal aufeinander getroffen.

Diskussion im vollbesetzten Feidikforum

Wie hält Ihre Partei es mit der Verkehrswende? Also den Umbau zum nachhaltigen und effizienten Stadtverkehr. Das wollten Walter Hupfeld vom ADFC und Helga Behrens vom VCD wissen. Das Ziel ist klar: Hamm will 2035 klimaneutral sein. Dazu sollen Rad, Fuß und Busverkehr ihre Anteile steigern, der Autoverkehr soll seinen Anteil von über 50 Prozent in Hamm deutlich verringern. Mit dabei: Oberbürgermeister Marc Herter, SPD; Jochen Dornseifer, OB-Kandidat der CDU; Ingo Müller, OB-Kandidat der FDP; Lisa Nowak, Grüne; Sefika Minte, Die Linke; Christopher Bürger, OB-Kandidat BSW; Florian Dorenkamp, Volt; Cevdet Gürle, Pro Hamm.

Radverkehr im Mittelpunkt

Einig waren sich alle Parteivertreter, dass der Radverkehr gefördert werden soll. Dazu sollen die Radhauptrouten dienen, die nach und nach ausgebaut werden. Auch mehr Fahrradstraßen sind für alle denkbar. Dort dürfen Räder nebeneinander fahren, Autos dürfen nicht überholen. In reinen Wohngebieten könnte es mehr davon geben, z.B. in der südlichen Innenstadt, sagt auch Ingo Müller von der FDP. Auch eine Ausweitung von Tempo-30-Bereichen sei denkbar, zumindest auf Schulwegen. Auf der Wilhelmstraße lehnten das alle bis auf die Grünen ab, weil sie eine Hauptverkehrsstraße sei. Der ADFC betonte, dass an der Straßen Kitas liegen und die Wilhelmstraße der Weg zu mehreren Schulen ist.

Parkplätze und höhere Gebühren sind tabu

Die meisten Politiker in Hamm wollen aber nicht den Radverkehr fördern, indem sie den Autoverkehr ausbremsen. Dabei beklagten sich viele selbst über Falschparker auf Geh- und Radwegen und fragten nach mehr Kontrolle durch den KOD. Die Einnahmen der Stadt sind da im letzten Jahr sogar gesunken. Eine Idee: automatisches Scannen von Falschparkern, so Florian Dorenkamp von Volt. Er wies auch darauf hin, dass die Parkgebühren in Hamm seit über 10 Jahren nicht verändert wurden:

"27 Euro kostet das Anwohnerparken im Jahr. In der Radstation kostet das Parken einen Zehner im Monat. Wir haben da ein Ungleichgewicht". Florian Dorenkamp, Volt

Doch die Parkgebühren sind in Hamm für die meisten Politiker tabu, ebenso wie die Parkplätze, zumindest für SPD, CDU und FDP. Jochen Dornseifer, OB-Kandidat der CDU:

"Gerade den Einzelhandel wollen wir ja stärken, von daher weiter Parkplätze in der Innenstadt anbieten. Die Gebühren wollen wir nicht verändern". Jochen Dornseifer, CDU

Wenn es am Parken liegen würde, dann gebe es kein Problem mit der Attraktivität der Innenstadt. Denn die Zahl der Parkplätze und die Parkgebühren haben sich seit Jahren in Hamm nicht verändert, darauf weist Lisa Nowak von den Grünen hin.

"Wir wollen alle mehr Aufenthaltsqualität in der Innenstadt. Alle die ich kenne gehen nicht mehr in die Innenstadt wegen der Aufenthaltsqualität." Lisa Nowak, Grüne

Wünschenswert seinen aber mehr Parkhäuser oder Tiefgaragen, auch Quartiersgaragen, betonten alle. Auch am Santa Monica Platz. Dabei sollte das Parken dort günstiger sein als am Straßenrand, schlägt OB Marc Herter vor, um das ebenerdige Parken unattraktiver zu machen.

Mehr Gleichberechtigung für Fußgänger

Beim Thema Fußverkehr setzt die FDP auf intelligenten Verkehrssteuerung. Marc Herter setzt ebenfalls sehr auf die KI-Ampeln. Bisher gibt es die an der Heßlerstraße in der Innenstadt und am Maxipark. Dort seien die Erfahrungen mittleweile sehr gut, sagte Herter. Das BSW wünscht sich auch längere Grünphasen für Fußgänger, z.B. für Kinder oder mobilitätseingeschränkte Menschen. Wichtig seinen auch höhengleiche Übergänge an Kreuzungen. Jochen Dornseifer will weniger Stolperfallen auf Gehwegen, z.B. angehobene Gehwegplatten.

Lob für niedrige Bustarife

Beim Busverkehr lobten alle die niedrigen Tarife in Hamm und die geplante Taktverdichtung auf den Linien 1/3 ab August. Pro Hamm und Linke wünschten sich kostenlosen Busverkehr für alle, zumindest am Wochenende. Das BSW schlägt mehr Park-and-Ride-Plätze vor. Aus dem Publikum kam der Wunsch nach engeren Takten am Wochenende, dem Anschluss an den VRR-Tarif und weniger Werbeflächen auf den Bussen, damit die freie Sicht nicht versperrt wird.

Veranstalter zeigen sich enttäuscht von den meisten Statements

Zur Podiumsdiskussion waren rund 60 Menschen in das Feidikforum im Hammer Süden gekommen. Die Veranstalter und Mitglieder von ADFC und VCD zeigten sich überwiegend enttäuscht von den Aussagen der Politiker und Politikerinnen. Die Politik wirke mutlos und defensiv, offenbar wolle man vor allem den Autofahrern nicht wehtun.

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