Polizei und Stadt Hamm haben kriminelle Jugendliche im Visier
Veröffentlicht: Dienstag, 09.05.2023 16:35
Ein Kreis von bis zu 30 Minderjährigen soll für Dutzende Straftaten verantwortlich sein.Die Polizei hat Ermittlungskommission gegründet, auch die Staatsanwaltschaft ist mit im Boot.
Über 80 Straftaten allein in der Hammer Innenstadt
Die Polizei hat nachgerechnet: allein in der Innenstadt waren es innerhalb eines Jahres bis zum März diesen Jahres 80 solcher "Rohheitsdelikte". Das ist z.B. Raub oder Körperverletzung. 58 mal stecken Mehrfachtäter dahinter. Das meiste davon passiert unter freiem Himmel, bisher in der Innenstadt, zuletzt aber auch in Herringen oder Bockum-Hövel, dort wurde u.a. ein 16jähriger auf der Kirmes beraubt . Zum harten Kern zählt die Polizei 15 Jugendliche, zwischen 13 und 19 Jahren alt , vier davon sind die Rädelsführer, wie sie mit den anderen in Verbindung stehen, soll jetzt eine Ermittlungskomisson klären.
Was weiß man über diese Jugendlichen?
Die meisten sind Jungs, zwei sind Mädchen, die Herkunft ist nicht auffällig- die Hälfte ist deutscher, die anderen sind türkischer, polnischer, serbischer, russischer oder syrischer Herkunft, sagt die Polizei. Ihre Elternhäuser seien überfordert mit der Erziehung, sagt Oberbürgermeister Marc Herter. Bei den Überfällen gehe es selten um Vermögenswerte, sondern eher um Erfolgserlebnisse oder "Mutproben". Manches sei auch eine Folge der Corona-Zeit, wo der Kontakt zur Schule abgerissen sei- umgekehrt gibt es jetzt nach Corona einfach auch wieder mehr Gelegenheit für Straftaten. Diese Erklärungen bedeuten aber nicht, dass die Stadt das Verhalten toleriere- im Gegenteil, betont Herter.
Stadt und Polizei in Hamm wollen gemeinsam handeln
Die Polizei will vorbeugen und abschrecken. Z.B. mit Kontrollen wie am kommenden Wochenende auf der Kirmes in Heessen. Dabei gehe es nicht nur darum, mögliche Täter zu finden, sondern auch um Opfer- die scheuen nämlich oft eine Anzeige, aus Angst. Polizeipräsident Thomas Kubera fodert Geschädigte auf, sich zu melden. Das sind oft Gleichaltrige, manchmal aber auch ältere, die zufällig Opfer werden. Die Stadt will vor allem die Mitläufer erreichen, zur Not zumindest vorübergehend auch aus der Familie nehmen, sagt Oberbürgermeister Marc Herter. Man wolle Hilfe anbieten, zur Not aber für "Luftveränderung" sorgen, sprich: die Jugendlichen außerhalb Hamms unterbringen.
Polizei meldet erste Erfolge
Die Polizei hat eine Ermittlungskommission gegründet, und auch die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen gebündelt- jetzt ist eine einzige Staatsanwältin zentral für alle Fälle zuständig. Ein 17jähriger Hauptverdächtiger ist gerade in U-Haft genommen worden, er hatte auch schon im Gefängnis gesessen. Polizeipräsident Thomas Kubera betont, die Hammer könnten sich weiter in ihrer Stadt sicher fühlen- und sie sollten weiter raus gehen- denn auch die soziale Kontrolle sei wichtig, um Straftaten zu verhindern.