Schwierige Konjunkturlage im Handwerk in Hamm
Veröffentlicht: Dienstag, 05.11.2024 18:04
Die angespannte Konjunkturlage trifft auch das Handwerk in Hamm. Die Herbstumfrage der Handwerkskammer zeigt: Viele Betriebe erwarten schlechtere Zeiten.
Geschäftslage und Erwartungen im Handwerk
Die Geschäftslage im Handwerk ist merklich angespannt: so interpretiert Handwerkskammerpräsident Berthold Schröder die Daten. An der Umfrage haben sich 685 Handwerksbetriebe beteiligt. 84 Prozent der Betriebe schätzen ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedigend ein, etwas weniger als vor einem Jahr (86 Prozent). Die Erwartungen für das kommende Halbjahr liegen mit 77 Prozent deutlich unter dem Frühjahrswert (85 Prozent).
Betriebe in Hamm sind optimistischer
Dabei ist die Lage im Bereich Hellweg-Lippe, zu dem auch Hamm gehört, teilweise noch besser als in anderen Regionen. 93 Prozent nennen ihre Geschäftslage gut oder befriedigend, im Frühjahr waren es etwas weniger (89 Prozent). Auch die Auftragslage hat sich verbessert. 27 Prozent der Betriebe sagen, sie hätten mehr Aufträge, nach 23 Prozent im Frühjahr und nur 17 Prozent vor einem Jahr. Bei den Beschäftigten zeigt sich eine deutliche Zweiteilung: 24 Prozent der Betriebe sagen, sie hätten mehr eingestellt – das ist ein Plus gegenüber Frühjahr und Herbst 2023. Gleichzeitig sagen 26 Prozent, sie hätten weniger Mitarbeiter – das ist eine Verdoppelung gegenüber dem Frühjahr. Das kann aber auch an fehlenden Fachkräften liegen und nicht an mangelnden Aufträgen. Wichtig für die Kunden: weniger Betriebe sprechen von gestiegenen Verkaufspreisen, und nur halb so viele Betriebe erwarten steigende Preise im Vergleich zum Herbst 2023 (25 gegenüber 51 Prozent).
Große Unterschiede bei den Branchen
Bei den Branchen zeigen sich weiter große Unterschiede. Friseure oder Kosmetiker verzeichnen ein Wachstum, sie blicken besonders positiv in die Zukunft. Im Baubereich spitzt sich die Lage weiter zu, sagt HWK-Präsident Berthold Schröder, selbst Schreinermeister in Hamm. Nur noch 80 Prozent der Betriebe im Bauhauptgewerbe bewerten ihre Lage als gut oder zufriedenstellend. Das ist der niedrigste Wert seit über 10 Jahren. Dabei sei der Bedarf nach Bauleistungen weiter hoch, aber die Aufträge bleiben aus. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Juni 2024 deutschlandweit 19 Prozent weniger Baugenehmigungen erteilt als vor einem Jahr. Im Ausbauhandwerk bleibt die Geschäftslage auf hohem Niveau. Das Kfz-Handwerk sieht einen leichten Rückgang. Bei Fleischern und Bäckern gibt es eine positive Entwicklung der Geschäftslage. Mehr dazu unter hwk-do.de/konjunktur.
E-Mobilität im Handwerk hat Potential
In einer Sonderumfrage hat die Handwerkskammer die Betriebe nach ihrer Mobilität gefragt. E-Mobilität spiele zwar eine immer größere Rolle, es gebe aber noch viel Nachholbedarf, so die Kammer. Bisher nutzen 10 Prozent der Betriebe Fahrzeuge mit elektrischem oder hybriden Antrieb. Rein elektrisch sind 7 Prozent unterwegs. Haupthindernis aus Sicht der Handwerksbetriebe sind die Anschaffungskosten, die Reichweite, Stromkosten und die Ladeinfrastruktur von E-Fahrzeugen. Im Durchschnitt legen die Betriebsfahrzeuge im Kammerbezirk 66 Kilometer am Tag zurück. Über 70 Prozent verfügen zumindest für einen Teil der Fahrzeuge über einen eigenen Betriebshof, jeder Vierte Beschäftigte nimmt das Auto nach Feierabend nach Hause. Dort fehlt meistens eine Lademöglichkeit.