Trauer in Hamm nach brutalem Angriff auf Israel

Israelischer Autor Dr. Ofer Waldman erzählt im Lippewelle-Gespräch von der Situation im Land.

© RasikaSekhara / Canva

Gastredner aus Israel ist zu Wochen der Brüderlichkeit in Hamm eingeladen

Israel ist seit dem Wochenende (07.10.) im Kriegszustand. Die radikal islamistische Hamas aus dem palästinensischen Gebiet Gazastreifen hat Israel angegriffen. Auch die Menschen in Hamm sind schockiert. Zur 40. Woche der Brüderlichkeit in Hamm, einer Veranstaltung zum christlich-jüdischen Dialog ist auch Dr. Ofer Waldman geladen. Der Autor, Redner und Berater pendelt zwischen Deutschland und Israel, derzeit wohnt er in der Nähe von Haifa im Norden von Israel.

Waldman zeigte sich im Gespräch mit Radio Lippewelle Hamm schwer erschüttert. Er sehe zwar durchaus die schwere Lage der Palästinenser im Gazastreifen, aber könne die Gräueltaten der Hamas in keiner Weise begreifen.

"Die Besatzung Palästinas ist eine Tatsache, die seit über fünf Jahrzehnten schon Bestand hat, die viele Menschen zu denen auch ich zähle, bekämpfen. (...) Nichts davon, aber absolut nichts davon rechtfertigt es, junge Kinder mit verbundenen Händen zu erschießen, nichts davon rechtfertig es alte, demente Menschen, junge Mütter, mit Babys auf dem Arm in einen Jeep zu schleppen und als Kriegsgefangene, als Geisel mit in den Gazastreifen zu schleppen, nichts davon." - Dr. Ofer Waldman

Derzeit gehe es in Israel nur darum, den Alltag zu bewältigen, traumatisierten Menschen zu helfen und die eigenen Kinder zu schützen. Ob er es schaffen kann, 2024 nach Hamm zu kommen, könne er daher derzeit nicht sagen.

Erschütternd findet Waldman auch die Tragik, die die Lage in Israel mit sich zieht:

"Heute morgen haben wir alle die Nachricht bekommen: Die Begräbnisse haben angefangen und es gibt nicht genug Familienmitglieder, um daran teilzunehmenm weil ganze Familien ausgelöscht wurden." - Dr. Ofer Waldman

Das Gespräch zwischen Lippewelle-Reporterin Conny Kraft und Dr. Ofer Waldmann könnt ihr hier in voller Länge hören:

© Radio Lippewelle Hamm
Israelischer Autor Dr. Ofer Waldman erzählt im Lippewelle-Gespräch von der Situation im Land.
Israelischer Autor Dr. Ofer Waldman erzählt im Lippewelle-Gespräch von der Situation im Land.© Gal Mosenson
Israelischer Autor Dr. Ofer Waldman erzählt im Lippewelle-Gespräch von der Situation im Land.
© Gal Mosenson

Sicherheitsgefühl von Arzt aus Hamm erschüttert

Wenn Anton K. (Name von der Redaktion geändert) sich von Hamm aus auf den Weg zur Synagoge nach Dortmund macht, trägt er keinerlei jüdische Symbole bei sich. In der Öffentlichkeit vermeidet er jeglichen Hinweis auf seinen Glauben – deshalb möchte er auch anonym bleiben.

Die aktuellen Geschehnisse in Israel haben sein Sicherheitsgefühl weiter erschüttert. „Wie ungehindert dieses Gemetzel stattfinden kann, macht mich fassungslos“, sagt er zu den Attacken der Hamas auf das israelische Staatsgebiet. Er selbst hat Bekannte in der Region, diese seien in Sicherheit. „Soweit man dort in Sicherheit sein kann“, sagt er.

Wie viele andere verfolgt er das Geschehen über die Medien – in Israel und in Deutschland. „Auch hier gibt es Demos und Jubelfeiern von offensichtlich antisemitischen Menschen“, sagt er. Das mache ihm Angst und es mache ihn wütend. „Dass solche Veranstaltungen ungehindert stattfinden können, verstehe ich nicht. Ich fühle mich als Jude von den Behörden nicht ernstgenommen“, so K. weiter.

Sein Alltag geht weiter. Jeden Morgen fährt er in seine Praxis, behandelt Patienten. Er engagiert sich weiter in seiner jüdischen Gemeinde. „Sobald ich in ein paar Jahren in den Ruhestand gehe, werde ich Deutschland verlassen“, sagt K. Dann möchte er an einen Ort gehen, an dem er offen leben und glauben kann.

Flaggen auf halbmast am Rathaus in Hamm

Auch die Stadt Hamm hat mit großer Trauer auf den Angriff in Israel reagiert. Am Montag (09.10.) wurden die Fahnen vor dem Rathaus auf halbmast gesetzt. Außerdem wurde aus Zeichen der Solidarität eine israelische Flagge gehisst.

Auch Marc Herter, der Oberbürgermeister von Hamm, hat sich nach dem Angriff auf Israel schriftlich aus dem Urlaub zu Wort gemeldet:

„Die Bilder und Videos aus Israel tun weh, das Leid der Betroffenen ist nur schwer zu ertragen. Der barbarische Überfall der Hamas auf das israelische Staatsgebiet erschüttert uns in Hamm zutiefst. Dem israelischen Volk gilt unsere uneingeschränkte Solidarität!“ - Marc Herter, Oberbürgermeister Hamm

Nur wenige israelische Staatsangehörige in Hamm

In Hamm leben aktuell 17 israelische Staatsangehörige. Daher gibt es hier auch keine eigene jüdische Gemeinde. Die Gläubigen in Hamm zählen zur Jüdischen Kultusgemeinde Groß-Dortmund, diese ist Mitglied im Landesverband der jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe.

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