Viele Notrufe: Feuerwehr in Hamm hat immer mehr zu tun

Die Feuerwehr in Hamm hatte 2022 wieder mehr zu tun - sowohl im Lösch- als auch im Rettungsdienst. Das zeigt die aktuelle Jahresbilanz. Gleichzeitig gibt es aber viele Pläne, dieser Mehrbelastung gerecht zu werden.

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Im Schnitt alle 13 Minuten ist die Feuerwehr im vergangenen Jahr ausgerückt. Insgesamt rund 41.000 Mal. Dabei geht es allerdings in den seltensten Fällen um Brände. Rund 38.000 von den Einsätzen waren medizinische Rettungseinsätze (ca. 93 Prozent). Das werden auch seit Jahren mehr - zumal immer mehr Anrufe unter 112 ankommen. Die Hemmung, den Notruf zu wählen, sinke scheinbar bei vielen Menschen, so die Feuerwehr.

Ein Grund: Wir werden immer älter und damit auch anfälliger für medizinische Notfälle. Ein anderer Grund: Die ärztlichen Notdienste sind überlastet. Viele ihrer Anrufer hätten vorher schon ein halbe Stunde unter der 116 117 (ärztlicher Bereitschaftsdienst) in der Warteschleife gehangen, so die Hammer Feuerwehr.

Hammer Feuerwehrchef: Lieber einmal zu oft den Notruf wählen

Deswegen will der Hammer Feuerwehrchef Daniel Hüwe auf keinen Fall vom Notruf abschrecken. Nach dem Motto: "Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig anrufen", sagt Hüwe, der jetzt seit jetzt knapp einem Jahr im Amt ist. Wirklich böswillige Fake-Alarme gebe es in Hamm ohnehin nur ganz, ganz selten. Im vergangenen Jahr seien es zehn Stück gewesen (2019 waren es noch dreimal so viele).

Feuerwehr in Hamm will mehr Notfallsanitäter ausbilden

Trotzdem ist es natürlich auch nicht so toll, wenn Notärzte zu Bagatellfällen ausrücken - und dann vielleicht nicht zur Verfügung stehen, wenn es wirklich ernst ist. Deswegen will die Feuerwehr gegensteuern. Zum Beispiel, indem sie mehr Notfallsanitäter ausbildet. Die dürfen zum Beispiel eigenständig Medikamente geben, so wie jeder Arzt. Obwohl die Notfalltransporte also häufiger würden, seien in Hamm seltener Notärzte dabei.

Mehr Brände in 2022 in Hamm

Die Feuerwehr ist aber natürlich nicht nur im Rettungsdienst unterwegs: Sie rückt auch zu Bränden oder auch technischen Hilfsleistungen aus - zum Beispiel nach Autounfällen. Von diesen Einsätzen gab es 2022 auch wieder mehr - vor allem bei sogenannten "kleinen und mittleren Bränden". Das waren 2022 fast 200 mehr als im Jahr davor.

Darunter fällt zum Beispiel auch die Serie von Strohballenbränden im Sommer. Dahinter soll ja eine Gruppe von Jugendlichen stecken. Genau wie die vielen Autobrände Anfang diesen Jahres, die sogar nur "Kleinbrände" sind, weil die Feuerwehr sie im Normalfall mit einem der kleineren Wasserrohre - dem C-Rohr - löschen kann.

Hammer Feuerwehr will weiter wachsen

Um all der Arbeit gerecht zu werden, will die Feuerwehr außerdem weiter wachsen. Im Oktober geht die Rettungswache 2 im Hammer Osten am Hohefeldweg ja auch in den 24 Stunden-Betrieb. Das allein braucht 14 Leute mehr. Möglichst viele davon will die Hammer Feuerwehr selbst ausbilden.

Bis eine neue Einsatzkraft bereit steht, vergehen bis zu zwei Jahre, sagt Feuerwehrchef Hüwe. Allein anderthalb Jahre dauere die Ausbildung. Er sei deswegen froh, dass immer mehr Feuerwehrleute zurück wollen, die Hamm den Rücken gekehrt hatten - weil die Hammer Feuerwehr jahrelang nicht gerade den besten Ruf hatte.

Hammer Feuerwehr weiter auf Freiwillige angewiesen/Immer mehr Frauen in der Feuerwehr

Die Hammer Feuerwehr lebt auch von den vielen Freiwilligen. Das sind allein fast 900. Der Feuerwehrchef und auch Dezernent Markus Kreuz sind erleichtert, dass ihre Zahl während Corona nicht gesunken ist - das sei längst nicht bei allen ehrenamtlichen Einrichtungen so und liege vor allem am Engagement der Zugführer und Ausbilder auch in der Jugendfeuerwehr.

Hier sind übrigens fast ein Viertel (23 Prozent) Mädchen. Bei den Freiwilligen insgesamt sind es 10 Prozent. Kreuz und Hüwe hoffen, das möglichst viele von ihnen zur Berufsfeuerwehr wechseln. Mittlerweile gibt es auch die ersten beiden Frauen im gehobenen Dienst. In Sachen Vereinbarkeit von Familie und Beruf gibt es inzwischen attraktive Schichtmodelle - so dass Frauen in der Familienphase nicht nur Verwaltungsdienst machen müssen, sondern auch weiter Einsätze fahren.

Zustand der Hammer Feuerwachen soll sich verbessern

Dringend etwas tun muss sich aber nicht nur in den Wachen, sondern auch an den Wachen. Immer wieder beklagen sich freiwillige Feuerwehrleute über deren Zustand. Immerhin gibt es 25 Standorte im ganzen Stadtgebiet, von denen viele in den 50er- und 60er-Jahren gebaut worden sind. Sie sind dementsprechend oft nicht auf dem aktuellen Stand: In der einen gibt es keine Entgasungsanlagen in den Fahrzeughallen und die Einsatzkräfte müssen durch die Abgase in den Wagen steigen, in der anderen gibt es keine getrennten Toiletten oder keine Duschen.

Hüwe und Kreuz ist das sehr wohl bewusst, sie wollen aber nicht "mit der Gießkanne sanieren". Stattdessen setzen sie auf größere Lösungen: So seien in Bockum und Heessen Neubauten geplant, weil da auch bezahlbare Grundstücke verfügbar seien. Und in Uentrop werde auch neu gebaut, weil sich die Löschzüge in Uentrop und Haaren zusammenlegen wollten.

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