Viele Tote in Hanau - Generalbundesanwalt ermittelt
Veröffentlicht: Donnerstag, 20.02.2020 07:50
Schüsse in der Nacht
Hanau (dpa) - Nach mehreren Gewalttaten mit vielen Toten in Hanau hat der Generalbundesanwalt bereits in der Nacht die Ermittlungen wegen der besonderen Bedeutung des Falls übernommen. Das sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft heute in Karlsruhe.
Nach dpa-Informationen sind Hinweise auf eine ausländerfeindliche Motivation des mutmaßlichen Täters der Grund. Zuvor hatte der «Spiegel» berichtet.
In der hessischen Stadt waren am Mittwochabend neun Menschen an zwei verschiedenen Orten erschossen worden. Stunden nach dem Verbrechen entdeckte die Polizei die Leiche des mutmaßlichen Todesschützen in seiner Wohnung. Dort fanden Spezialkräfte auch noch eine weitere tote Person. «Aktuell gibt es keine Hinweise auf weitere Täter», berichtete die Polizei am frühen Donnerstagmorgen auf Twitter. Die Bundesregierung reagierte bestürzt auf das Verbrechen. Die ersten Schüsse fielen den Ermittlern zufolge gegen 22.00 Uhr.
Wenige Tage vor dem Verbrechen hatte der mutmaßliche Täter nach Informationen aus Sicherheitskreisen wenige Tage vor der Tat ein Video bei Youtube veröffentlicht. In diesem Video spricht der Mann in fließendem Englisch von einer «persönlichen Botschaft an alle Amerikaner». Der Clip, der am Donnerstagmorgen weiter im Internet zu sehen war, wurde offensichtlich in einer Privatwohnung aufgenommen, ins Netz gestellt wurde er vor wenigen Tagen.
Darin sagt der Mann, in den USA existierten unterirdische Militäreinrichtungen, in denen Kinder misshandelt und getötet würden. Dort würde auch dem Teufel gehuldigt. Amerikanische Staatsbürger sollten aufwachen und gegen diese Zustände «jetzt kämpfen». Ein Hinweis auf eine bevorstehende eigene Gewalttat in Deutschland ist in dem Video nicht enthalten.
Die Bundesregierung reagierte bestürzt auf das Verbrechen. Die ersten Schüsse fielen den Ermittlern zufolge am Mittwoch gegen 22.00 Uhr.
«Die Gedanken sind heute Morgen bei den Menschen in #Hanau, in deren Mitte ein entsetzliches Verbrechen begangen wurde», schrieb Regierungssprecher Steffen Seibert am Donnerstagmorgen auf Twitter. «Tiefe Anteilnahme gilt den betroffenen Familien, die um ihre Toten trauern», fügte er hinzu. Seibert äußerte die Hoffnung, dass die Verletzten bald wieder gesund werden.
Auch der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) hat den Opfern seine Anteilnahme ausgesprochen. «Meine Gedanken sind bei den Familien und Freunden der Opfer. Ihnen gilt mein tief empfundenes Beileid», teilte er am Donnerstagmorgen auf Facebook mit. «Nach den schrecklichen Ereignissen dieser Nacht hat unsere Stadt elf Todesopfer zu beklagen. Nach Informationen der Polizei ist darunter auch der vermutliche Täter.» Die genauen Hintergründe dieser Tat würden noch ermittelt werden.
Zudem teilte er mit, dass eine Schule sowie zwei Betreuungseinrichtungen für Kinder am Donnerstag nicht geöffnet seien. «Aufgrund der noch gesperrten Zufahrten und laufenden Ermittlungen bleiben die Heinrich-Heine-Schule und die Kinderburg und Kinderhaus West geschlossen», schrieb Kaminsky.
Die Hanauer Bundestagsabgeordnete Katja Leikert (CDU) sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Ich bin erschüttert darüber, was passiert ist.» Auf Twitter schrieb sie: «In dieser fürchterlichen Nacht in Hanau wünsche ich den Angehörigen der Getöteten viel Kraft und herzliches Beileid.» Und: «Den Verletzten eine hoffentlich schnelle Genesung. Es ist ein echtes Horrorszenario für uns alle. Danke an alle Einsatzkräfte!!»