Vorschlag "Primärarztmodell": Reaktionen aus Hamm
Veröffentlicht: Donnerstag, 08.05.2025 08:17
Patienten und Patientinnen in Deutschland sollen demnächst immer erst zum Hausarzt. Das sieht der schwarz-rote Koalitionsvertrag vor. Umsetzen muss den die neue Gesundheitsministerin Nina Warken von der der CDU. Wir haben Reaktionen dazu aus Hamm gesammelt.

Primärarzt in Hamm als erster Ansprechpartner
Viele Arztpraxen sind heute schon überlastet, viele Notaufnahmen in den Krankenhäusern auch. Gleichzeitig spitzt sich die Lage zu. Denn sowohl Ärzte als auch Patienten werden älter. Das heißt. die einen gehen in Ruhestand, während die anderen tendenziell häufiger zum Arzt gehen. Mit dem Primärarztmodell sollen Termine besser gesteuert und "Ärztehopping" verhindert werden. Gesteuert werden soll es über die elektronische Patientenakte.
Ärztesprecherin in Hamm macht bisher gute Erfahrungen
"Die hausarztzentrierte Versorgung ist eigentlich nichts Neues", sagt Dr. Ulrike Leise-Rauße, Ärztesprecherin in Hamm, im Gespräch mit der Lippewelle. Damit bindet sich der Patient für ein Jahr an einen Arzt. Das ist bisher freiwillig. Nach dem Willen der Berliner Koalition soll es verbindlich werden. Ausnahmen sollen nur für Termine bei Gynäkologen und Augenärzte gelten. "Wir haben einfach zu viele Arztkontakte in Deutschland", sagt Leise-Rauße.
KVWL will ein etwas anderes Modell
Das gleiche Ziel verfolgt die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen Lippe (KVWL). Weil sie alle Ärzte vertritt, schlägt sie das "Bezugsarztmodell" vor – dabei könnte auch ein Facharzt der erste Ansprechpartner sein. Über die elektronische Patientenakte sei das zu steuern. 10 bis 15 Prozent der Patienten seien Ärztehopper, das System könne das nicht mehr verkraften, sagt Dirk Spelmeyer, Vorsitzender der KVWL.
Facharzt in Hamm: Es fehlen Ärztinnen und Ärzte
Das Grundproblem werde das allerdings nicht lösen, sagt der Hammer HNO-Arzt Dr. Dirk Hensel: Es gibt einfach zu wenige Ärztinnen und Ärzte, erst recht wenn die Babyboomer in den Ruhestand gehen. Die Ärztesprecherin Dr. Ulrike Leise-Rauße sieht das genau so:
"Wenn jetzt die ganzen Patienten mit urologischen oder neurologischen Problemen auch noch zu mir kommen, dann fehlen ja noch mehr Ärzte." - Dr. Ulrike Leise-Rauße, Ärztesprecherin in Hamm
Autor: Rainer Wilkes