Weniger Abiturienten in Hamm: Folgen für Betriebe
Veröffentlicht: Mittwoch, 29.01.2025 14:50
Die Wiedereinführung von G9 in Nordrhein-Westfalen bringt spürbare Veränderungen für den Ausbildungsmarkt mit sich. Im kommenden Jahr fehlen den Betrieben viele Bewerber und Bewerberinnen.

Wechsel von G8 auf G9 in Hamm
G 8: das ist im Sommer in NRW vorbei. Dann kommt der letzte Abi-Jahrgang nach 12 Jahren aus der Schule. Danach sind es wieder 13 Jahre. Das heißt auch: im kommenden Jahr verlassen kaum Abiturienten die Schule. In Hamm sind es nur diejenigen, die an der Gesamtschule oder auf dem Berufskolleg Abi machen oder noch ein Jahr länger bis zum Abi brauchen, weil sie vorher auf der Haupt- oder Realschule waren. Das hat auch Auswirkungen auf den Ausbildungsmarkt. Im kommenden Jahr gibt es deutlich weniger Bewerber um Lehrstellen.
350 Abiturienten weniger in Hamm
Nach Prognosen von IT.NRW wird mit einem Rückgang von ca. 2.650 Schülerinnen und Schülern in der IHK-Region gerechnet. Dortmund: 1.300, Kreis Unna: 1.000 und Hamm 350. Der überwiegende Teil der Gymnasiasten strebt weiterhin ein Studium an. Es wird geschätzt, dass maximal 25 % der gymnasialen Absolventen direkt in eine duale Ausbildung oder ein duales Studium starten. Das bedeutet, dass im Jahr 2026 ca. 600 - 700 Bewerber/-innen im IHK-Bezirk für den Ausbildungsmarkt fehlen werden.
Bis zu 700 Bewerberinnen fehlen im IHK-Bezirk
Direkte Rückmeldungen von Unternehmen gibt es noch nicht, jedoch wird seit 2024 im direkten Unternehmenskontakt darauf hingewiesen. Einige Unternehmen könnten 2025 überlegen, zusätzliche Plätze anzubieten, doch bleibt die Frage der tatsächlichen Besetzung dieser Plätze offen, da es bereits jetzt mehr freie Stellen als Bewerberinnen und Bewerber gibt. Das schreibt die IHK auf LW-Anfrage.
Nachwuchsmangel bei Handwerksbetrieben in Hamm könnte sich verschärfen
Auch im Handwerk könnte die Verschiebung des Schulabschlusses um ein Jahr zu Herausforderungen führen, da für einen Übergangszeitraum ein Jahrgang potenziell nicht für Ausbildungsplätze zur Verfügung steht. Für Ausbildungsbetriebe im Handwerk bedeutet das, dass sich die eh schon angespannte Situation auf dem Ausbildungsmarkt weiter verschärft. Das schreibt die Handwerkskammer Dortmund auf LW-Nachfrage.
Herausforderungen und Chancen für das Handwerk in Hamm
Allerdings bietet der Übergangssektor bei den Berufskollegs aus Sicht des Handwerks eine wertvolle Möglichkeit, die Herausforderungen durch die G9-Umstellung abzufedern. Da ein Jahrgang aufgrund des späteren Schulabschlusses vorübergehend für Ausbildungsplätze entfällt, können Maßnahmen im Übergangsbereich dazu beitragen, diese Lücke zu schließen. Betriebe sollten sich generell gezielt auch an Absolventen anderer Schulformen richten und potenzielle Bewerber frühzeitig ansprechen, sei es durch die Präsenz an Schulen oder über digitale Medien. Gleichzeitig ist eine gezielte Berufsorientierung seitens Politik und Bildungseinrichtungen sehr wichtig, um die Vielfalt der beruflichen Möglichkeiten aufzuzeigen.