Zeichen gegen Antisemitismus: Demokratiekonferenz in Hamm
Veröffentlicht: Freitag, 29.09.2023 15:09
Für einige in Hamm mag "Du Jude!" nach einer lustigen Beleidigung klingen. Bei der ersten Hammer Demokratiekonferenz wurde jetzt allerdings schnell klar: Solche Aussagen sind eine Gefahr für das Zusammenleben in unserer Stadt.

Bekannte Gesichter bei Podiumsdiskussion in Hamm
Eingeladen zur Demokratiekonferenz hatten die Hammer Werkstadt für Demokratie und Toleranz in Hamm zusammen mit der VHS. Im Kern ging es darum, auf modernen Antisemitismus aufmerksam zu machen. Denn immer öfter komme es zu Verschwörungstheorien im Netz, Beleidigungen auf Schulhöfen oder antisemitische Aussagen in alltäglichen Situationen, so Tilman Walther-Sollich vom Kirchenkreis Hamm. Dem müsse man aktiv begegnen und "ImmerWi(e)derSprechen" - so auch das Motto der Veranstaltung.
Gekommen waren etwa 100 Besucher in den Gerd-Bucerius-Saal am Bahnhof. In einer Podiumsdiskussion sprachen unter anderem Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen, Ruth-Anne Damm vom Verein Zweitzeugen und Dr. Kathrin Pieren vom jüdischen Museum Westfalen.
Antisemitismus nimmt immer mehr zu - auch in Hamm
Alle Beteiligten betonten das Problem eines merkbar steigenden Antisemitismus in der Gesellschaft. Menschen jüdischen Glaubens würden immer öfter selbst Opfer von Attacken oder bekämen mit, dass ihre Religion durch beleidigende Aussagen abgewertet werde. Dabei müsse auch schon bei Kindern frühzeitig gegen gearbeitet werden. Es sei wichtig, dass schon Lehrer in ihrer Ausbildung lernen, wie sie mit Antisemitismus umgehen sollen, so das Podium.
Leutheusser-Schnarrenberger betonte aber auch die Bedeutung jedes Einzelnen bei uns in Hamm. "Wenn die Demokratie im Kern gefährdet ist, dann ist es ganz entscheidend an uns, wie wir darauf reagieren", sagte sie.
Vernetzung von Partnern und neue Projekte in Hamm in Sicht
„Das Ziel der Konferenz ist Strategien und Maßnahmen zur Antisemitismusprävention zu diskutieren und Lösungswege zu finden, die auch in Hamm umgesetzt werden können“ betont Frederic Grimm von der Werkstadt für Demokratie und Toleranz. Und das habe gut funktioniert. Man sei bereits im Gespräch mit einigen heimischen Einrichtungen, die gerne mehr im Kampf gegen Antisemitismus tun wollen.
Im kommenden Jahr werde es dazu weitere Projekte geben. So soll beispielsweise die Kooperation mit dem Verein Zweitzeugen ausgebaut werden. Dieser geht in Hammer Schulen und bringt Geschichten von Überlebenden des Holocaust zu den Schülern, um ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen. Zuletzt konnte die Sophie Scholl Gesamtschule in Bockum-Hövel als Partner gewonnen werden, weitere Schulen sollen folgen.