Corona-Maßnahmen für Schulen stoßen auf Kritik in Hamm

Zu wenig Tests, unklare Regelung über Distanzunterricht und nur wenig Verbesserung bei Luftfiltern. Hammer Eltern und Lehrer haben viele Fragen.

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Schülerinnen und Schüler bei uns in Hamm sollen freiwillig Maske im Unterricht tragen. Das empfiehlt die neue NRW-Schulministerin Feller. Sie hat in Düsseldorf ihre Corona-Strategie für das nächste Schuljahr vorgestellt. Die Vertreter von Eltern und Lehrern in Hamm sehen die Maßnahmen kritisch. Die Stadtelternpflegschaft Hamm ist vor allem mit der Empfehlung der Maske nicht ganz glücklich. Sie hoffen, dass alle verantwortungsvoll und besorgt bleiben und es dann auch gut laufe, sagt Katrin Schäfer von der Stadtschulpflegschaft. Schließlich gebe es auch Kinder, die Risikogruppen in ihrere Familie haben. Darauf müsse man Rücksicht nehmen.

Frühzeitige Info kommt gut an in Hamm

Grundsätzlich freuen sich alle, dass die Infos so früh bekannt sind. Das sei wichtig für die Planung an den Schulen, sagt Martina Klöckner vom Verband für Bildung und Erziehung Hamm. Das sei ein Schritt in die richtige Richtung und lasse hoffen, findet auch Marcel Teiner von der Gewerkschaft Erziehung und Wissen Hamm. Generell sei er aber mit den Maßnahmen nicht einverstanden. Die neue Regierung mache genauso weiter, wie die alte. Die bisherigen Maßnahmen als erfolgreich zu bezeichnen, sei eine Ohrfeige für die Lehrerinnen und Lehrer in Hamm, sagt Teiner. Die seien bisher ziemlich allein gelassen worden.

GEW Hamm: Schulministerium wälzt Verantwortung auf andere Stellen ab

Generell sei es gut, wenn die Schulen Eigenverantwortung haben. Es brauche aber eine vernünftige Richtlinie oder Rückendeckung vom Ministerium. Die gebe es nicht und das sei schwierig. Die Verantwortung würde vom Ministerium auf andere Stellen einfach abgewälzt. Das könne nicht die Lösung sein. Dass es keine einheitliche Grundlage gebe, mache es auch schwierig für Familien mit Kindern in verschiedenen Schulen. Auch die Verantwortung der Testung auf die Eltern zu übertragen, sei nicht der richtige Weg, sagt Teiner. Das funktioniere nicht in jedem Haushalt verlässlich. Leider scheine das Schulministerium nicht aus dem Fiasko bei den Grundschulen im vergangenen Schuljahr gelernt zu haben.

Eltern- und Lehrervertreter in Hamm halten Menge der Selbsttests für nicht ausreichend

Es sei erschreckend, was den Schulen da als positiv verkauft werden soll. So sieht Marcel Teiner von der Gewerkschaft Erziehung und Wissen Hamm die neuen Maßnahmen. Das Ministerium habe die Regeln nicht zu Ende gedacht. Fünf Selbsttests dürften die Schulen pro Schüler mit nach Hause geben pro Monat. Das sei zu wenig. Das sieht auch die Stadtschulpflegschaft und der Verband Bildung und Erziehung Hamm so. VBE-Vorsitzende Martina Klöckner fordert, den Schülern mindestens zwei Tests pro Woche zu ermöglichen. Positiv sei aber, dass die Schüler die Tests jetzt hauptsächlich zu Hause machen sollen. Damit sei wieder mehr Zeit für Unterricht.

Luftfilter in Hamm sind weiter Streitthema

Ein Anliegen der Stadtschulpflegschaft Hamm ist auch der Einsatz von Luftfiltern in den Schulen. Da gebe es bald neue Finanzierungsmöglichkeiten vom Land, sagt Schäfer. Man hoffe, dass die Richtlinien diesmal nicht so kleinteilig gehalten seien wie beim letzten Mal. Genau das kritisiert auch Marcel Teiner von der GEW Hamm. In den Informationen zum neuen Schuljahr sei wieder nur die Rede von Luftfiltern in Räumen, in denen es aus baulicher Sicht unbedingt notwendig sei. Er unterrichte in einer Schule aus den 70er Jahren. In den meisten Klassenräumen lasse sich nur ein Fenster öffnen und nach dem Stoßlüften wäre es weiter "arschkalt" im Raum. Hier bräuchte man eigentlich einen Luftfilter: Das werde für den Raum aber als nicht notwendig eingestuft. Auch hier werde die Verantwortung einfach abgewälzt, diesmal auf die Kommunen. Die sollen sich auch um CO2-Warner kümmern. "Am Ende sitzen wir doch wieder ohne Geräte da", befürchtet Teiner.

Digitale Infrastruktur weiter fraglich

Die GEW Hamm hatte auch auf Informationen zum Distanzunterricht gehofft. Davon sei in der Info-Mail vom Ministerium aber überhaupt nicht die Rede. Was passiere, wenn der Unterricht doch wieder digital stattfinden müsste, wie sehe dann die digitale Infrastruktur aus? Das System, das die meisten Schulen aktuell benutzen, habe drei verschiedene Systeme mit drei verschiedenen Logins. Die ließen sich auch nicht verbinden. "Dann stehen wir wieder doof da, ohne was Offizielles", sagt Teiner.

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