Erstes Schuljahr nach Corona in Hamm ist vorbei

Für 26.000 Schülerinnen und Schüler in Hamm und ihre Lehrerinnen und Lehrer beginnen heute die Großen Ferien. Die Bilanz von Eltern und Lehrkräften fällt gemischt aus.

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Bilanz von erstem Schuljahr nach Corona in Hamm

Dass die Coronamaßnahmen Anfang des Schuljahrs aufgehoben wurden, habe natürlich allen sehr gut getan, "es hat sich positiv entwickelt", sagte uns Katrin Schäfer, Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft. Die Gewerkschaft VBE sieht große Unterschiede bei den Lernständen in den Grundschulen. Während manche Kinder vor der Schule zu Hause gut gefördert worden, fehlen anderen die einfachsten Fähigkeiten. Deswegen soll es in den Grundschulen ab dem kommenden Schuljahr feste Lesezeiten geben.

Coronafolgen an den Schulen in Hamm immer noch zu spüren

Auch in den weiterführenden Schulen sieht der VBE die Folgen von Corona und Distanzlernen. Wörtlich schreiben Thomas Potthoff und Martina Klöcker aus dem Vorstand des VBE Hamm: "Deutlich wurde auch, dass den Kindern der Corona-Jahrgänge die Erfahrungen der gemeinsamen Grundschulzeit fehlt. Dies erfordert viel soziales Training, Zeit für Gespräche sowie hohe individuelle Betreuung durch Lehrkräfte, sozialpädagogische Fachkräfte und SozialarbeiterInnen."

Ähnlich urteilt Marcel Teiner von der Gewerkschaft GEW. "Viele Schüler sind im Umgang miteinander noch nicht dort angekommen, wo sie in diesem Alter eigentlich sein sollten. Konflikte und vermehrt auch körperliche Auseinandersetzung sind die Folge, die Gewaltbereitschaft hat zugenommen", schreibt er auf Lippewelle-Anfrage.

Abipanne bleibt wohl ohne Folgen

Katrin Schäfer erinnert nochmal an die Panne zum Auftakt der schriftlichen Abi-Prüfungen. Sie hoffe, dass sich das nicht negativ auf die Notendurchschnitte auswirke. Marcel Teiner von der GEW sagt: " Die Zentralprüfungen in der 10. Klasse und Abitur scheinen insgesamt gut verlaufen zu sein. Die Prüfungen, die ich gesehen habe, waren fair. "

An vielen Lehrerkollegien in Hamm arbeiten Quereinsteiger

Die Personalsituation in Hamm sei zwar im Vergleich zu anderen Regionen in NRW besser, aber dennoch alles andere als gut, sagt Teiner. Auch wenn wohl von Zwangsabordnungen, wie z.B. in Münster, hier noch abgesehen werde. Und der VBE meint: "Die deutlichste Herausforderung ist aktuell der Mangel an grundständig ausgebildeten Lehrkräften im Grund- , Förder- und zum Teil im Sekundar I Bereich."

Marcel Teiner von der GEW sagt: "Es bleibt aber außer Frage, dass die Schülerinnen und Schüler mit der aktuellen Personalstärke unmöglich die Förderung erhalten können, die sie benötigen und die ihnen zusteht." Mit Blick auf die wenigen neuen Referendare, die vor kurzem am Studienseminar in Hamm vereidigt wurden, und die hohe Zahl an Studienabbrechern werde sich daran auch sobald nichts ändern, so Teiner.

"Kolleginnen und Kollegen in allen Positionen im System Schule arbeiten jetzt bereits weit über dem, was gesundheitlich vertretbar ist. Für das nächste Schuljahr wünschen wir uns die Wertschätzung zurück, die allen Kolleginnen und Kollegen zusteht, die sich dafür entschieden haben ihr Arbeitsleben der Bildung und Erziehung junger Menschen zu widmen."