
Kita-Personal in Hamm: Krankheitsausfälle und Unterbesetzung
Kitas in Hamm kämpfen mit Krankheitsausfällen. Jetzt gibt es auch offizielle Zahlen zu den Krankmeldungen in Hamm.
Veröffentlicht: Mittwoch, 27.11.2024 12:01
Krankschreibungen und Kitaschließungen in Hamm
Die Kitas stehen unter Druck: Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt, dass Kita-Mitarbeitende im vergangenen Jahr durchschnittlich an über 30 Tagen krankgeschrieben waren, während es in anderen Berufsgruppen nur rund 20 Tage waren. Für Hamm kann die Stadt diese Zahlen jedoch nicht bestätigen. Die CDU-Fraktion im Rat der Stadt Hamm hatte nach Daten zur Krankschreibung und zu daraus folgenden Kitaschließungen gefragt. Die meisten der 108 Kitas in Hamm werden von freien Trägern betrieben, die nicht verpflichtet sind, der Stadt entsprechende Daten zu nennen.
Die Stadtverwaltung hat jedoch beim Landschaftsverband nach Meldungen von personellen Unterbesetzungen für die vergangenen vier Jahre gefragt. Laut Sozialgesetzbuch sind die Einrichtungen gegenüber der Aufsicht dazu verpflichtet. Der Mittelwert der Meldungen beträgt 5,6 pro Monat, was bedeutet, dass nur fünf Prozent der Kitas personelle Unterbesetzungen gemeldet haben. Die Stadt sagt, dass aus den Daten nicht zu schließen ist, dass Kitas in Hamm stärker von Fehlzeiten betroffen sind als andere Arbeitsbereiche.
Schwankungen bei den Krankmeldungen in Hamm
Es gab jedoch eine deutliche Zunahme der Meldungen im Herbst und Winter 2023 bis ins Frühjahr 2024. Die Meldungen aus den Hammer Kitas stiegen bis auf einen Spitzenwert von über 30 pro Monat. Im Juli und August 2024 sanken sie wieder auf zwei pro Monat, was dem Durchschnittswert in den Coronajahren 2021 bis 2023 entspricht. In diesen Jahren gab es teilweise sogar Monate ohne Meldungen über Unterbesetzungen in Kitas. In der Pandemiezeit herrschten strenge Abstandsregeln und Kinder durften auch bei leichten Infekten tagelang nicht in die Kita gehen. Erst vor einigen Wochen (12.11.) haben Kitaträger gegen die NRW-Sozialpolitik protestiert. Auch wegen der Finanzierung kommt es immer wieder zu Kritik. Bei einem Kitagipfel in Hamm sind kürzlich Erzieherinnen und Erzieher mit Politikern in den Dialog getreten und haben gemeinsam nach Lösungen gesucht.
Landesregierung möchte Ausnahmen erlauben
Die NRW-Landesregierung möchte Kitas für Ausnahmefälle flexibler ausrichten. So sollen Kitas dadurch unter anderem ausnahmsweise offenbleiben, wenn Teile des Personals plötzlich krankheitsbedingt ausfallen. Dafür sollen dann sogenannte Ergänzungskräfte, etwa Kinderpfleger, Sozialassistenten oder Heilerziehungshelfer, zum Einsatz kommen. Dagegen gibt es Widerstand von Kitas und Eltern, eine Petition hat über 115.000 Unterschriften gegen die Verordnung gesammelt.
Reaktionen aus Hamm zu den Plänen der Landesregierung
Auf Lippewelle-Anfrage nimmt Gudrun Alteheld, pädagogische Geschäftsführerin des Kita-Fachbereichs im Ev. Kirchenkreis Hamm, kritisch Stellung zu dem Entwurf des NRW-Familienministeriums für eine Lockerung der Personalvorgaben:
„Die vorgeschlagene Lockerung der Personalvorgaben trägt nicht wirklich dazu bei, dass wir unsere Kitas stabiler aufstellen können. In der gegenwärtigen Situation, in der die Kitas durch das Land strukturell unterfinanziert sind und die KiBiz-Pauschalen nicht ausreichen um die Regelarbeit zu finanzieren, wirkt eine Lockerung der Personalvorgaben befremdlich. Was wir dringend brauchen ist eine Qualitätsoffensive für mehr pädagogisches Fachpersonal, damit Kitas am Ende nicht nur noch Orte zur Betreuung von Kindern werden. Wir dürfen unseren Bildungs- und Erziehungsauftrag nicht aus dem Blick verlieren.“
