
Personalplanung der Stadt Hamm: Vorwurf "Selbstbedienungsladen"
Politiker der Ampelregierung sprechen auf Lippewelle-Nachfrage jetzt von "Tricks" und "Augenwischerei" der CDU-geführten Vorgängerregierung. Es geht um den neuen Stellenplan der Stadt Hamm.
Veröffentlicht: Freitag, 23.02.2024 13:01
Haushaltsplan analysiert und aktualisiert
Stadtkämmerer Markus Kreuz hat bei der Aufstellung des aktuellen Haushaltsplans zusammen mit Personalchef Carsten Nüsken die Personalkosten und den Personalaufwand der vergangenen 20 Jahre analysiert und aktualisiert. Nach dem aktuellen Stellenplan hat die Hammer Stadtverwaltung jetzt 2.400 Stellen mit rund 3.000 Mitarbeitenden. Das sind 263 Stellen mehr. Ein Drittel, also über 80 Stellen, waren aber vorher schon besetzt, nur nicht im Plan nachgewiesen. Dabei handle es sich beispielsweise um Jobs beim Ordnungdienst oder in den Bereichen Mobilfunk oder Wohngeld, das sagte uns Kämmerer Kreuz.
Vorwurf: "Selbstbedienungsladen" und "Tricks"
Politiker der Ampelregierung sprechen auf Lippewelle-Nachfrage jetzt von "Tricks" und "Augenwischerei" der CDU-geführten Vorgängerregierung. "Wir fühlen uns hinters Licht geführt", sagt Ratsherr Ingo Müller von der FDP. Für ehrenamtliche Politiker sei das Vorgehen auch nicht zu durchschauen, sagte uns der grüne Ratsherr Karsten Weymann. Ein Millionenetat eines Dezernats sei quasi ein "Verschiebebahnhof", viele Ausgaben seien gegenseitig deckungsfähig. Die Beschäftigten wüssten selbst nicht, ob sie auf einer Planstelle eingestellt werden oder nicht, so Weymann.
"Schlanke Verwaltung" nur auf dem Papier?
FDP und SPD waren in den über 20 Jahren unter Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann jahrelang in einer Koalition mit der CDU. Müller und Weymann sagten der Lippewelle, sie hätten zum ersten Mal durch Kämmerer Markus Kreuz (CDU) von den "Selbstbedienungsladen" erfahren, wie Weymann sagt. Nur die Personalchefs Kaufung und Maßmann dürften durch OB Thomas Hunsteger-Petermann eingeweiht gewesen sein, vermutet Weymann. Das sei zwar nicht strafbar, es sei ja niemandem ein Schaden entstanden, so Müller. Es sei aber unehrlich und politisch fragwürdig. Hunsteger-Petermann habe immer mit dem Bild der "schlanken Verwaltung" in Hamm werben wollen und das wollte er nicht gefährden, so Weymann. Tatsächlich sei aber offenbar die Arbeit damit nicht zu stemmen gewesen.
CDU-Chef Hilwig: Hammer Verwaltung war schon immer "eher hager"
Das gibt auch CDU-Chef und Ratsherr Arnd Hilwig zu bedenken, der erst ab 2020 Fraktionschef im Hammer Rat war. Viele der neuen Stellen seien zuletzt auf Drängen der CDU zuletzt ganz regulär im Stellenplan geschaffen worden, zum Beispiel bei Ordnungsdienst, im Grünflächenamt oder im Katastrophenschutz. Der Sparkurs beim Personal sei auch eine Folge des Stärkungspaktes, als die Ausgaben für Hamm streng gedeckelt waren. Und auch vor Hunsteger sei die Verwaltung in Hamm eher mager ausgestattet gewesen im Vergleich zu anderen Städten. Die CDU-Opposition hat für die Stellen für 2024 und 25 nun insgesamt Mehrkosten von rund 60 Millionen Euro ausgerechnet und ist der Ansicht, dass damit die Rücklage aufgezehrt werde. Außerdem moniert sie einen Stellenexplosion im OB-Büro und spricht von einer "ungesteuerten Personalpolitik", bei der gegen einen Beschluss des Rates gehandelt werde.
Es gehe auch um Transparenz und darum, ein "attraktiver Arbeitgeber" zu sein
Arbeitsplätze sollten so attraktiv sein, dass Mitarbeiter freiwillig nach Hamm wechseln wollten. Als positives Beispiel nennt Kämmerer Kreuz, auch zuständig für die Feuerwehr, genau diesen Bereich, der noch vor einigen Jahren mit massiver Unzufriedenheit beim Personal zu kämpfen hatte und aus dem viele in anderen Kommunen abwanderten. Mittlerweile seien hier bewährte Kräfte schon wieder zurückgekehrt, so Kreuz. Der Bereich sei auch beispielhaft dafür, wie mit mehr Personal auch mehr Qualität für die Einwohner der Stadt geschaffen werde - da gehe es um den Rettungsdienst, aber auch um besondere Einsätze wie beim Hochwasser zu Weihnachten.