Rat der Stadt Hamm stellt Weichen für Multihub

Der Stadtrat hat den Weg für den Bau einer neuen Straße geebnet, die den alten Rangierbahnhof (zukünftigen Multihub) mit dem LKW-Verkehr in Hamm verbindet.

Ehemaliger Rangierbahnhof als zukünftiger Multihub
© Radio Lippewelle Hamm

Neue Straße zwischen Hamm-Pelkum und Rangierbahnhof

Die Weetfelder Straße wird neu gebaut, damit der Rangierbahnhof an den LKW-Verkehr angebunden werden kann. Das hat am Dienstagabend (8.4.) der Rat der Stadt Hamm mit großer Mehrheit beschlossen. Die Weetfelder Straße ist bisher ein schmales kurviges Sträßchen durch die Felder, gesäumt von alten Bäumen. Mit dem Ratsbeschluss kann jetzt parallel dazu eine LKW-taugliche neue Straße zwischen der Kamener Straße und der Rathenaustraße gebaut werden. Diese K 35n kostet inklusive Ausbau der Rathenaustraße rund 14 Millionen Euro, rund drei Millionen Euro muss die Stadt übernehmen. Damit kann der LKW-Verkehr zumindest aus Richtung Westen den künftigen Multihub erreichen. Zweiter Effekt: auch das Creativ Revier auf dem ehemaligen Bergwerk bekommt eine leistungsfähigere Anbindung aus Richtung Süden. Baubeginn soll 2029 sein. Auf Dauer soll eine neue Bundesstraße, die B 63n, von der A2 Richtung Rangierbahnhof gebaut werden, weitgehend parallel zu den Bahngleisen.

Meilenstein für Multihub in Hamm

Justus Moor von der SPD sprach von einem ersten wichtigen Meilenstein für die gesamte Region, Ralf Steinhaus von der CDU von einer "entscheidenden Weichenstellung". Es sei auch die umweltverträglichste Lösung, weil die neue Straße auf dem kanalisierten Wiescherbach gebaut wird. Der Bach selbst soll renaturiert werden. Trotzdem ist die Straße ein Eingriff in ein Landschaftsschutzgebiet. Das räumte Oberbürgemeister Marc Herter Dienstagabend vor dem Rat ein. "Da sind nicht alle zufrieden. Das ist eine idyllische Landschaft, ich habe dem Artenschutzgutachten nichts hinzuzufügen.", sagte Herter. Der Multihub in Hamm sei aber europaweit ein entscheidender Baustein für die Verlagerung von Gütern auf die Schiene.

Auch Grüne im Rat stimmen für neue Straße in Hamm

Pro Hamm und das BSW stimmten Dienstagabend als einzige im Rat gegen die Pläne. Die Bürgergemeinschaft gegen die Zerstörung der Weetfelder Landschaft überlegt, gegen die Baupläne zu klagen. Ihr Sprecher Ulrich Schölermann ist Spitzenkandidat der Grünen für Pelkum. Darauf wies süffisant Roland Koslowski vom BSW hin. Die Grünen im Rat allerdings stimmten den Plänen gestern zu. Warum, erklärte Fraktionsgeschäftsführer Karsten Weymann:

"Also ich bin kein Straßenneubaufreund. Aber ich bin auch nicht so naiv, zu sagen, die LKW und die Autos müssen fliegen. Das geht nicht. Sondern da bin ich Realist. Und ich will, dass die Menschen in Hamm ordentlich und vernünftig leben können und dazu gehört auch ordentliche und vernünftige Arbeit zu haben."

Der Multihub könnte direkt oder indirekt tausende Arbeitsplätze bringen, sagt Weymann. Ein weiteres Argument ist auch für die Grünen, dass die Menschen entlang der Kamener Straße von LKW-Verkehr entlastet werden.

OB Marc Herter bedankt sich bei Ratsmehrheit

Oberbürgermeister Marc Herter sagte "Es ist unsere Aufgabe, die Interessen abzuwägen. Die meisten Bedenken konnten versöhnt werden". Die Bürgerbeteiligung sei sehr intensiv gewesen. Es gab insgesamt drei Bürgerversammlungen in Pelkum. "Bei der ersten sind wir fast aus dem Raum getrieben worden", sagte Herter. Aber: "Wir müssen um Akzeptanz ringen. Und wir haben uns der Aufgabe gestellt." Herter bedankte sich bei der Ratsmehrheit für die Unterstützung des Multihubs. "Das ist das wahre Pfund des Multihubs, dass es parteiübergreifend getragen wird". "Die Deutsche Bahn ist nach wie vor unser erster Partner", sagte Herter gestern vor dem Rat und er sicherte der CDU zu, sie eng einzubinden. Die DB Cargo ist allerdings derzeit zurückhaltend, was die weiteren Schritte für den Multihub angeht. Sie muss 2026 schwarze Zahlen schreiben, schreibt die EU vor, derzeit schreibt sie noch hunderte Millionen Euro Schulden.

Autor: Rainer Wilkes

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