
Suchtstellen in Hamm für Alkoholverbot unter 18 Jahren
Sucht-Beratungsstellen aus Hamm fordern, genau wie der Suchtbeauftragte der Bundesregierung, eine strengere Altersgrenze für Alkohol. Alkohol erst ab 18 Jahren zu erlauben, könnte Jugendliche schützen.
Veröffentlicht: Donnerstag, 25.01.2024 06:11
Trinken ab 18 würde Sensibilität für Alkoholkonsum erhöhen
Die Altersgrenze für Alkohol sollte auf 18 Jahre angehoben werden, sagen Hammer Sucht-Beratungsstellen. Wenn Jugendliche nicht mehr ab 14 Jahren in Begleitung trinken dürften, würde das die Sensibilität von Eltern und Jugendlichen erhöhen und dazu beitragen, Abhängigkeiten zu verhindern. Das sagt Annette Riedesel, Einrichtungsleiterin der Jugendsuchtberatung beim Arbeitskreis für Jugendhilfe in Hamm. Auch die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen, die in Hamm sitzt, spricht sich dafür aus, unter 18-Jährige grundsätzlich vor Alkoholkonsum zu schützen.
"Ein zentrales Ziel von Suchtprävention ist es neben der Aufklärung, auch den Konsum von riskanten Stoffen so weit wie möglich hinauszuzögern, da insbesondere für junge Menschen, die sich körperlich und psychisch noch im Wachstum befinden, die schädlichen Auswirkungen wesentlich höher sind als bei Erwachsenen. Eine Anhebung des Alters wäre aus diesen Gründen sehr sinnvoll." - Annette Riedesel, Arbeitskreis für Jugendhilfe in Hamm
In Hamm gibt es allerdings auch eine positive Entwicklung. Immer weniger Jugendliche werden mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert. Das sogenannte "Komasaufen" scheint aus der Mode gekommen zu sein.
Hamm diskutiert: Sucht- und Drogenbeauftragter will Alkohol erst ab 18 erlauben
Dass Alkohol gesundheitsschädlich ist und abhängig machen kann, ist nicht neu. Dennoch gehört das Trinken für viele Menschen in Deutschland zum Alltag. Bislang dürfen Jugendliche in Begleitung ihrer Eltern schon ab 14 Jahren Alkohol probieren und ab 16 Jahren Bier, Wein oder Sekt kaufen und trinken. Diese Regeln gehören abgeschafft, findet der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert. Er hatte sich im Interview mit IPPEN.MEDIA dafür ausgesprochen, alle Suchtmittel - und damit auch Alkohol - erst ab 18 Jahren zu erlauben.
Suchtstellen aus Hamm empfehlen weitere Maßnahmen
Für Annette Riedesel vom Arbeitskreis für Jugendhilfe in Hamm wäre das "auf jeden Fall schonmal ein guter erster Schritt", um Jugendliche vor Gesundheitsschäden durch Alkohol zu schützen. Zusätzlich brauche es allerdings weitere Veränderungen, zum Beispiel bei den Preisen und der Werbung für alkoholische Getränke. Preiserhöhungen hätten schon bei Alkopops vor einigen Jahren gute Effekte gezeigt, so Riedesel. Außerdem sollte die Verfügbarkeit von Alkohol eingeschränkt werden, etwa indem der Verkauf von Alkohol, von dem von anderen Getränken getrennt wird und Alkohol nicht mehr rund um die Uhr gekauft werden kann, empfiehlt auch die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen.
Eltern sind wichtige Vorbilder beim Thema Alkohol
Neben den strukturellen Maßnahmen dürfe aber auch die Bedeutung des Umfeldes nicht unterschätzt werden, so Riedesel. Eltern seien wichtige Vorbilder für ihre Kinder, auch wenn es um den Umgang mit Alkohol geht. Es mache zum Beispiel einen großen Unterschied, ob zu Hause immer Alkohol auf dem Tisch steht oder ob der Umgang mit Alkohol in der Familie eher kritisch ist.
"Ganz allgemein erfordert es ein Umdenken in der Haltung, sodass man sich nicht rechtfertigen muss, wenn man zum Beispiel keinen Alkohol auf einer Feier trinken möchte. Da sind wir alle gefordert, unsere eigene Einstellung zu überprüfen." - Annette Riedesel, Arbeitskreis für Jugendhilfe in Hamm
Jugendsuchtberatung in Hamm berät bei Problemen mit Alkohol
Die Jugendsuchtberatung des Arbeitskreises für Jugendhilfe in Hamm hat im vergangenen Jahr etwa 45 Jugendliche beraten, die ein Problem mit Alkohol hatten. Personen, die nicht nur Alkohol, sondern auch andere Drogen wie Cannabis im Übermaß konsumieren, sind in dieser Zahl allerdings nicht enthalten. Einrichtungsleiterin Annette Riedesel geht davon aus, dass die Dunkelziffer noch viel höher ist. Viele Jugendliche wüssten gar nicht, dass sie alkoholabhängig sind, weil das regelmäßige Trinken in der Gesellschaft als vollkommen normal angesehen werde, sagt Riedesel. Die Jugendsuchtberatung berät Jugendliche und ihre Familien kostenfrei. Wer Gesprächsbedarf hat, kann sich auch anonym dorthin wenden, zum Beispiel über das Kontaktformular auf der Webseite.