Unternehmen auch in Hamm fürchten weitere A45-Sperrung

Unternehmen vor allem in Hamm sehen den Auswirkungen von weiteren Sperrungen auf der A45 mit großer Sorge entgegen

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Über 90 Prozent sind beunruhigt

Der Verkehrsverband Westfalen e.V. hatte 200 Unternehmen in Westfalen zu Auswirkungen der Sperrung der A 45 befragt, um herauszufinden, wie sehr sie sich davon betroffen fühlen. Dabei kam heraus, dass vor allem auch die am weitesten entfernten Standorte im Verbandsbezirk wie Hamm, Herne oder Siegen von der Maßnahme sehr stark betroffen sind.

„Die Umfrage sollte der Wirtschaft die Möglichkeit geben, ihre Sorgen, Probleme und Bedenken im Zusammenhang mit der Sperrung zu äußern“ - Marc Simon, Vorstandsvorsitzender Verkehrsverband Westfalen e.V.

91 Prozent der Befragten beunruhigt die Perspektive, dass weitere Brücken gesperrt werden könnten. Auf der A45 laufen zehn Prozent der Gesamtstrecke über insgesamt 59 Talbrücken. Über 80 Prozent der Unternehmen sagen, sie müssten auf jeden Fall wissen, dass ihr Standort sicher erreichbar sei. Könne man sich auf die Infrastruktur nicht verlassen, dann hemme das auch ganz klar Investitionen.

Bei längerer Sperrung wirtschaftliche Schäden nicht ausgeschlossen

Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Verkehrsverband Westfalen mit dem volkswirtschaftlichen Schaden der Autobahn-Sperrung befasst. 2022 hatte er dabei die Summe von 1,8 Mrd. Euro vorausgesagt, vorausgesetzt, die Sperrung dauere nicht länger als fünf Jahre. Auch die Sprengung der Rahmedetalbrücke hatte große Verkehrsprobleme zurfolge. Danach stände eine Art "Kipppunkt" an, sagt Stefan Peltzer, Verbandsgeschäftsführer und Autor der Untersuchung. Er gehe davon aus, dass dann Umsatzverluste überproportional zunehmen könnten. Die Betriebe fürchteten einen Imageschaden. Trotzdem, so Peltzer, würden 75 Prozent aktuell noch auf temporäre Maßnahmen wie alternative Transportwege oder veränderte Lieferzeiten setzen. Noch dächten die wenigsten darüber nach, Produktionen oder Lagerungen dauerhaft zu verlagern oder auswärtige Büroflächen anzumieten.

Sperrung in der Kasse spürbar

Immens wichtig sei es, die anstehenden Maßnahmen klar und transparent zu kommunizieren und über den weiteren Baufortschritt zu informieren. Die Wirtschaft wolle nachvollziehbarerweise verlässlich über den weiteren Zeitplan informiert werden, betont Simon. Fast jedes zweite Unternehmen spüre die Sperrung durch Umsatzverluste "in der Kasse", 62 Prozent sogar "erheblich". 22 Prozent sehen sich sogar in ihrer Existenz bedroht. Vor allem auch die am weitesten entfernten Standorte im Verbandsbezirk wie Hamm, Herne oder Siegen seien betroffen. Trotzdem äußerten 35 Prozent der befragten Unternehmen auch Verständnis für die getroffenen Maßnahmen.

Güterverkehr muss stärker berücksichtigt werden

Die Wirtschaft sei bei Sperrungen auf funktionierende Ausweichrouten angewiesen und übt deutliche Kritik, so die Verantwortlichen der Studie. Am meisten sei zurückgemeldet worden, dass sich zu wenig auf funktionierende Ausweichrouten konzentriert werde. Das Verkehrsfluss- und Baustellenmanagement muss nach Meinung der Betriebe verbessert werden. SIHK-Geschäftsführer Christof Brünger sieht die Politik hier grundsätzlich gefordert, ausreichende Mittel für die Instandsetzung der Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Mit Sorge schaue man auf 1.300 Brücken in NRW, die laut Bund und des Land in den nächsten zehn Jahren zu sanieren seien.

Blick auf das Ganze gewünscht

Der Verkehrsverband Westfalen kritisiert in diesem Zusammenhang, dass die A 45 nur teilweise zum prioritären Netz des Bundes gehöre, in dem vorzugsweise die Brücken saniert würden und man die Vernetzung der Wirtschaftsräume wieder zerschneide, wenn man ab Hagen den nördlichen Teil der A 45 aus der Betrachtung fallen lasse.

Nicht die erste Anfrage in Hamm

Bereits 2023 hatte die IHK Firmen in Hamm zur A45-Sperrung befragt. Auch da sahen Firmen schon eine Belastung.


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