Fehlende Betreuung in Kitas: Sorge bei Eltern in Hamm wächst

Heute bleibt die Kita leider geschlossen." Ein Horror für alle Eltern, die auf die Betreuung in der Kita angewiesen sind. Durch sinkende Fachkräfte und ausfallendes Personal aufgrund der Krankheitswelle in Hamm bleibt vielen Eltern allerdings nichts anderes übrig, als das Kind zu Hause zu betreuen. Der Elternbeirat der Kita Kidron fordert ein schnelles Handeln.

© RADIO NRW | José Narciandi

Elternbeirat der Kita Kidron in Hamm-Süden schreibt Offenen Brief

Immer mehr Eltern in Hamm sorgen sich um die fehlende Betreuung in Kitas. Es herrsche nicht nur erheblicher Personalmangel, auch die massiven Ausfälle von Erzieherinnen und Erzieher aufgrund der aktuellen Krankheitswelle mache die Situation derzeit untragbar. Eltern seien ständig gezwungen, auf der Arbeit Urlaub einzureichen, um das Kind zu Hause zu betreuen. Der Elternbeirat der Kita Kidron im Hammer Süden hat sich nun mit einem offenen Brief an Oberbürgermeister Marc Herter und den Evangelischen Kirchenkreis als Träger gewandt. Die Zustände in ihrer Einrichtung hätten sich zunehmend verschlechtert. Dies hätte Auswirkungen auf die Qualität der Betreuung und das Wohlbefinden der Kinder, heißt es in dem Brief, der auch der Lippewelle vorliegt. Auch eine Petition haben die Eltern eingereicht

Notbetreuung wird in einigen Kitas in Hamm zur Dauerbelastung

Der Förderverein der Kita Kidron kritisiert, dass seit Oktober 2024 die Kita im Hammer Süden jeden Monat für mehrere Tage im Notbetrieb gewesen sei, u.a. durch grundsätzlichen Personalmangel. Wenn dann noch Betreuungskräfte krank werden, passiere es schnell, dass Gruppen zusammengelegt werden oder die Kita sogar spontan ganz schließen muss. Das stelle nicht nur die Eltern vor Herausforderungen, weil z.B. Nicht-Berufstätige gebeten werden, ihre Kinder zu Hause zu betreuen. Auch die Kinder würden unter der Fremdbetreuung leiden: Angebote wie Ausflüge und Clubs würden ausfallen und es würde nur noch eine Aufsichtspflicht gewährleistet.

"Der Kitaltag lebt ja auch von einer gewissen Struktur mit Forschungsangeboten und Morgenkreis etc. Das kann in einer Notbetreuung natürlich nicht aufrecht erhalten werden. Es ist schade, dass Angebote ausfallen müssen, die schon lange geplant waren. Meine Tochter ist 4 Jahre alt - und es belastet sie sehr, dass sie dann zum Beispiel schon wieder nicht mit ihren Freunden spielen kann." - Friederike Vaihinger (Mutter in der Kita Kidron)

Kritik an "familienfreundlicher Stadt Hamm"

Man sei sich bewusst, dass die Finanzierung von Kitas in erster Linie auf Landesebene erfolgt. Dennoch könne man nicht immer nur mit dem Finger auf die Landesregierung NRW zeigen. Manche Eltern verstehen zum Beispiel nicht, dass neue Kitas in Hamm gebaut werden, aber die Bestehenden nicht ausreichend finanziert würden.

"Unsere Familien würden gerne höhere Kitabeiträge zahlen, wenn hierdurch die Betreuung gesichert und die Kita an sich besser in Stand gehalten werden würde." - Oliver Böcker, 1. Vorsitzender Förderverein Kita Kidron

Die Stadt Hamm hätte außerdem schon viel eher tätig werden können, was eine vernünftige Finanzierung der Kitas angeht. Allerdings steht auch die Stadt Hamm vor finanziellen Herausforderungen, vor allem was die U3-Betreuung angeht.

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Träger nimmt Situation ernst - Treffen mit Beteiligten ist geplant

„Wir nehmen die Sorgen und Anliegen der Eltern sehr ernst und haben uns umgehend mit ihnen in Verbindung gesetzt. Zugleich bemühen wir uns weiterhin intensiv um Übergangslösungen, um die Betreuungssituation in der Kita Kidron kurzfristig aufzufangen. Wir werden weiter alles uns Mögliche dafür tun, um den Kindern und den Eltern eine verlässliche Betreuung sicherzustellen.“" - Pfarrer Dr. Tilman Walther-Sollich, Pressesprecher des Evangelischen Kirchenkreises Hamm

Durch die aktuelle Krankheitswelle erschwere dies leider zusätzlich. Ein Gesprächstermin mit den Elternvertretern, dem Förderverein, der Kita-Geschäftsführung, Superintendentin Kerstin Goldbeck und Oberbürgermeister Marc Herter findet Ende der Woche statt. Dieses Treffen möchte man auch dafür nutzen, um gemeinsam eine Übergangslösung zu finden.

Finanzierung von Kitas nicht nur in Hamm ein Problem

Dass manche Kitas ums Überleben kämpfen, ist ein altes, bekanntes Problem. Schon öfter haben die Träger, Kitas und Eltern gegen die Landesregierung protestiert, weil ohne die Unterstützung der Stadt Kitas geschlossen worden wären. Zuletzt stand in Hamm auch die Kita Wichtelburg vor einer Insolvenz und konnte dank Spenden erstmal aufrechterhalten werden. Auch bei dem Kita-Gipfel in Hamm hat SPD-Landtagsabgeordneter Justus Moor Probleme und Vorschläge zusammengetragen und mit den Anwesenden diskutiert.

Zu dem Entwurf des NRW-Familienministeriums für eine Lockerung der Personalvorgaben hatte sich schon Gudrun Alteheld, pädagogische Geschäftsführerin des Kita-Fachbereichs im Ev. Kirchenkreis Hamm, im Vorfeld kritisch geäußert. In Hamm gibt es um die 100 Kitas, im letzten Kitajahr waren sie durchschnittlich 20 Tage geschlossen.

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