Thorsten W. aus Hamm bleibt auf freiem Fuß

Das Oberlandesgericht Stuttgart verurteilt Unterstützer der Terrorgruppe S. zu zwei Jahren und neun Monaten Haft. Die Strafe wird mit U-Haft verrechnet.



Thorsten W. lebt seit einem Jahr wieder in Hamm

Im Prozess gegen die mutmaßliche rechtsextreme Terrorzelle «Gruppe S.» hat das Oberlandesgericht Stuttgart Thorsten W. aus Hamm verurteilt, zusammen mit 10 anderen Angeklagten. Er habe eine terroristische Vereinigung unterstützt. Das Oberlandesgericht hat ihn deswegen zu zwei Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt. Thorsten W. saß seit Mitte Februar 2020 in Untersuchungshaft. Mitte November 2022 ist er daraus entlassen worden, für die Verteidiger damals ein Hinweis auf das endgültige verkündete Strafmaß.

Gericht sieht strafmildernde Umstände

Man habe dabei berücksichtigt, dass die Vereinigung nur kurze Zeit existiert habe. In dieser Zeit habe es keine konkreten Maßnahmen gegeben, um Anschläge zu begehen. Die Intention habe das Gericht straferschwerend ausgelegt. Thorsten W. hatte außerdem wie auch andere Angeklagte früh Aussagen bei der Polizei gemacht und geholfen, die ganze Geschichte aufzuklären - das hat das Gericht positiv gewertet.


Thorsten W. wollte Waffenkauf mitfinanzieren

Der 54-jährige Hammer, der als Sachbearbeiter im Polizeidienst tätig war, hatte alle Verstrickungen in die Pläne der Gruppe von sich gewiesen. Der Anklage zufolge soll er als Nicht-Mitglied seine Bereitschaft erklärt haben, die Vereinigung für den Waffenerwerb finanziell zu unterstützen. Thorsten W. wollte demnach 5.000 Euro beisteuern. Die Männer wollten der Anklage zufolge gezielt Muslime töten und einen Bürgerkrieg anzetteln.

Festnahme erschüttert Polizei in Hamm

Die Festnahme von Thorsten W. hatte die Hammer Polizei erschüttert und zu einer Diskussion über den Umgang mit rechten Tendenzen geführt. Es habe zwar Gespräche mit Vorgesetzten gegeben, disziplinarisch sei aber nichts gegen ihn unternommen worden. Auch seine Waffenbesitzkarte ist immer wieder verlängert worden. In der Folge gab es auch Kritik am ehemaligen Polizeipräsidenten Erich Sievert, der mittlerweile im Ruhestand ist.

Mammut-Prozess dauerte mehr als zweieinhalb Jahre

Das Gericht hat insgesamt an 173 Tagen verhandelt. Der Prozess startete am 13. April 2021. 132 Zeugen und Sachverständige wurden während des Prozesses vernommen, sichtete über 210 Mitschnitte von überwachten Telefonaten und rund 1.000 Urkunden, darunter viele sichergestellte Chats mit teilweise mehreren hundert ausgedruckten Seiten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, die Beteiligten können noch in Berufung gehen.

Weitere Meldungen