Weltfrauentag: Chefinnen in Hamm weiter in der Unterzahl

Weniger Geld, Vorurteile und schlechtere Chancen: In der Berufswelt kämpfen Frauen immer noch gegen viele Hindernisse. Um darauf aufmerksam zu machen, gibt es den Weltfrauentag am 8. März. Passend dazu haben wir den Check für Hamm gemacht und mit Chefinnen gesprochen.

Eine Frau, die eine Tasse mit der Aufschrift "Like A Boss" in der Hand hält.
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Wir haben uns unter anderem angeschaut, wie es in unserer Stadt mit Frauen in der Chefetage aussieht. Und die Antwort ist: Nicht so doll. Selbst bei der Stadt und ihren Tochterfirmen sind Frauen in Führungspositionen eher selten.

Zum Beispiel hat mit Dr. Britta Obszerninks nur eins der sechs Dezernate eine weibliche Leitung: und zwar das für Bildung, Familie, Jugend und Soziales. In der höheren Verwaltungsebene - also ab der Abteilungsleitung - sind es immerhin schon 33 Prozent Frauen.

Viele Aufstiegs-Hindernisse für Frauen

Dafür gibt es natürlich ganz viele unterschiedliche Gründe. Einer ist zum Beispiel oft die Frage: Wie kriege ich meine Kids betreut, wenn ich Vollzeit als Chefin arbeite? Zumal Hausmänner ja immer noch die Ausnahme sind. Deswegen gibt es oft schon direkt weniger Bewerbungen von Frauen auf Führungspositionen, hat uns die städtische Gleichstellungsbeauftragte Uta Weischenberg gesagt.

Sie betont ganz klar: Dass es weniger weibliche Chefs gibt, liegt nicht daran, dass Frauen schlechter qualifiziert sind. Ganz im Gegenteil.

Junge Hammer Chefin gehen mit gutem Beispiel voran

Deshalb haben wir in Hamm zum Glück auch sehr positive Beispiele, die zeigen: Es ist nach wie vor schwierig, aber nicht unmöglich, Chefin zu werden! In den Zentralhallen zum Beispiel ist jetzt vor Kurzem zum ersten Mal eine Frau in die Chefposition gekommen. Jessica Schulze hat Dr. Alexander Tillmann als Geschäftsführerin abgelöst - und das mit Mitte 30. Und warum? "Es ist ein besonderer Reiz. Weil man ist in der Situation, dass man gestalten und mitentscheiden kann. Und ich glaube, der Trick ist, sich mehr auf seine Stärken zu konzentrieren. Schwächen kann man nach und nach immer noch abbauen."

Schulze hat auch total Spaß an ihrem Job. Was aber nicht bedeutet, dass sie nie unsicher ist: "Natürlich gibt es Momente, in denen man zweifelt. Ich glaube nur, es ist eine ganz wichtige Botschaft an alle Frauen: Das gehört dazu! Und trotzdem muss man den Mut haben, sich was zuzutrauen, um was zu bewegen."

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Marie-Christine Ostermann: "Ich wusste immer, dass ich Unternehmerin werden möchte"

Und das sehen viele andere Hammer Frauen in Führungspositionen ja auch so. In Familienunternehmen gibt es sie auch häufiger als bei der Stadt. Prominente Beispiele sind Nina Rothenpieler vom Gartencenter Hesse, Mareike Boccola von Hauschild Engineering oder auch Marie-Christine Ostermann von Rullko.

Sie sagt: "Für mich war es immer klar, dass ich Unternehmerin sein möchte und unser Familienunternehmen in die Zukunft führen möchte. Deshalb bin ich auch mit 16 zu meinem Vater gegangen und habe ihm das gesagt." Einen großen Anteil an dieser mutigen Entscheidung habe auch ihre Urgroßmutter gahabt. "Sie hat das Unternehmen mit gegründet und es ab den 60er-Jahren auch ein Jahrzehnt allein geführt."

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Vorbild für Hammer Mädchen

Ostermann brennt aber nicht nur für ihren Job, sondern auch dafür, andere Mädchen und junge Frauen zu ermutigen: "Mir ist es ganz wichtig, Frauen als Vorbild zu inspirieren und dafür zu sorgen, dass andere erfolgreiche Frauen auch sichtbar werden. Damit viele andere, jüngere Frauen auch diesen Weg beschreiten".

Deswegen habe sie 2015 die Non-Profit-Initiative "STARTUP TEENS" gegründet, wo Jugendliche und junge Erwachsene lernen können, ein Unternehmen zu führen - darunter eben auch viele Frauen. Und ähnliche Angebote gibt es in Hamm mittlerweile öfter: zum Beispiel MINT-Projekte in Schulen, die vor allem junge Mädchen dazu ermutigen sollen, in die Naturwissenschaft zu gehen. Oder den Girls' Day, wo Mädchen über Tagespraktika in "Männerberufe" reinschnuppern können. Da hat sich in den letzten Jahren also schon was getan. Aber eben offensichtlich noch nicht genug.

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Veranstaltungen zum Weltfrauentag in Hamm

In Hamm gibt es zum Weltfrauentag auch einige Veranstaltungen: Von 10 bis 12 Uhr findet heute der Workshop "Jetzt geht es um mich!" statt. Da können Frauen mit Migrationserfahrungen ihre Wünsche und Ziele mithilfe von Vision Boards aufmalen und strukturieren.

Im Cinemaxx wird um 17.30 und 20 Uhr der Film "Call Jane" gezeigt. (Der Film spielt im Jahr 1968 in Chicago und handelt von einem Netzwerk von Frauen, das Schwangeren in Not trotz Illegalität eine Abtreibung ermöglicht.)

Am Freitag (10. März) treten um 19.30 Uhr zwei Künstlerinnen aus Münster im Kubus Jugendkulturzentrum auf.

Und am 5. Mai lädt der Zonta-Club dann zum Ende der Veranstaltungsreihe zu einer Benefizveranstaltung in den Kurpark nach Unna ein. Dort tritt der Zirkus Travados auf.

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