Schulen in Hamm ziehen Bilanz nach Corona-Schuljahr
Veröffentlicht: Freitag, 02.07.2021 06:19
Die Schülerinnen und Schüler in Hamm gehen heute in die Sommerferien. Das Jahr war für viele anstrengend. Schulen, Stadt und der Verband für Bildung und Erziehung Hamm sehen aber vor allem die Fortschritte in der Digitalisierung positiv.
Die Hammer Schüler und Lehrer gehen erschöpft in die Sommerferien. Es sei ein turbulentes Schuljahr gewesen, dass allen viel abverlangt und Nerven gekostet habe, sagt die Stadt. Trotzdem hätten sich Eltern, Lehrer und alle anderen wirklich reingehängt, dafür wolle man Danke sagen. "Es war oft schwierig gewesen und ein ständiges Hin und Her", sagt Florian Rösner, der Sprecher der Hammer Gymnasien. Er bewundere, wie die Eltern das alles durchgehalten haben. Lehrer und Schüler hätten sich immer wieder umstellen müssen. "Arbeitstechnisch und organisatorisch ist das eine große Belastung gewesen." Vor allem die ständige Bereitschaft und sich schnell innovative Konzepte überlegen zu müssen, sei für die Lehrerinnen und Lehrer anstrengend gewesen, heißt es vom Verband Bildung und Erziehung Hamm. Die Stadt lobt auch die enge Zusammenarbeit mit den Sprechern der Schulformen.
Schülerinnen und Schüler in Hamm brauchen Erholung
"Die Schülerinnen und Schüler freuen sich jetzt auf die Ferien", sagt Katrin Schäfer, die Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft. Man dürfe nicht vergessen, dass sie teilweise sechs Stunden in Videokonferenz gesessen hätten. "Jetzt wollen sie auch mal ins Kino oder Freunde treffen." Auch die Lehrerinnen und Lehrer freuen sich auf die Pause. Rösner wünsche sich aber vor allem, dass die Schülerinnen und Schüler sich in den Ferien austoben und Freunde treffen können, dann kann es im August auch wieder frisch in das neue Schuljahr gehen. "Erholen ist jetzt das Wichtigste." In den letzten Wochen vor den Ferien habe nicht der Unterricht im Mittelpunkt gestanden, sondern sich wieder zu sehen, sagt Rösner. Soziale Beziehungen dürfe man nicht vergessen. Die Pandemie habe gezeigt, dass das einen eigenen Stellenwert hat und man das im Schulalltag höher ansetzen müsse.
Corona hat Probleme an den Schulen in Hamm deutlich gemacht
Auch wenn es teilweise ein chaotisches Schuljahr war, sei das Schuljahr nicht verloren, heißt es vom VBE Hamm. Distanz- und Wechselunterricht könnten den „normalen“ Schulalltag aber trotzdem nicht kompensieren, sagt die Stadt Hamm. "Das Distanzlernen ist aber nicht für alle ein Problem gewesen", sagt Rösner. Es gab auch Schülerinnen und Schüler, die sich deutlich verbessert haben. "Das ist jetzt eine Herausforderung, dass wir das in Zukunft auch im Unterricht berücksichtigen", so Rösner. Corona habe aber auch die Probleme in den Schulen gezeigt, sagt der VBE Hamm. Man brauche dringend mehr Fachkräfte in den Schulen. Die Belastung der Lehrerinnen und Lehrer sei im Moment einfach zu hoch. Außerdem fehlen Menschen, die die Digitalisierung der Schule unterstützen. Dass jetzt aber immer mehr digitale Geräte in den Schulen sind, sei positiv.
Digitalisierung als positiver Aspekt
Auch die Stadt sieht die bessere digitale Ausstattung der Schulen als besonders positiven Effekt. "Bei der Digitalisierung hat man in einem Jahr etwas geschafft, das sonst vermutlich zehn Jahre gedauert hätte", sagt Rösner. Viele Schulen haben jetzt beispielsweise Lernplattformen, auch wenn nicht immer alles funktioniert. Der digitale Unterricht sei gut gelungen, heißt es hingegen von der Stadt, vor allem, weil alle Schulen an das Glasfasernetz angeschlossen sind. Außerdem gebe es in allen Hammer Schulen flächendeckend WLAN. Kleinere Probleme will sie dieses Jahr noch beheben.
Stadt Hamm will weitere Tablets kaufen
Mittlerweile gibt es über 16.500 Geräte an den Schulen in Hamm, davon sind etwa 6.000 Tablets. Von Anfang 2020 bis Anfang diesen Jahres hat sich die Zahl damit verdoppelt. Wegen der großen Nachfrage seien einige Tablets aber Anfang 2021 geliefert worden - obwohl die Stadt sie schon im Sommer 2020 bestellt hatte. Trotzdem reichen die noch nicht für alle Hammer Schülerinnen und Schüler. Etwa 7.500 Geräte fehlen noch - die will die Stadt jetzt noch bestellen. Die Stadt will mithilfe von Fördergeldern noch einmal 2,9 Millionen Euro dafür ausgeben. 24 Millionen Euro will die Stadt bis 2024 in die Digitalisierung der Hammer Schulen stecken, knapp die Hälfte kommt aus Förderungen von Bund und Land.
Stadtschulpflegschaft: Viele Tablets bleiben ungenutzt
Die Stadtschulpflegschaft Hamm bemängelt, dass es einige Schultrakte gebe, die nicht an das WLAN angeschlossen seien. Auch bei den Tablets laufe es nicht rund: Die seien zwar mittlerweile da, liegen in vielen Schulen aber immer noch im Karton, sagt die Vorsitzende. Keiner hätte die Tablets einrichten können, damit die Schülerinnen und Schüler sie benutzen können. "Davon werden sie natürlich auch nicht besser." Die Lehrerinnen und Lehrer hätten sowieso schon genug zu tun gehabt, gerade im Zeitraum des Wechselunterrichts. Dort hätten sie teilweise die doppelte Arbeitszeit gehabt - da gäbe es keine Kapazitäten mehr, noch Tablets einzurichten.
Auch mit Fragen beispielsweise zur Plattform iServ hätten sich Eltern oft allein gelassen gefühlt. Die Stadtschulpflegschaft wünscht sich deshalb, dass die Stadt Schüler und Eltern schult. Die können ihr Wissen dann weitergeben - oder zumindest dringende Fragen direkt beantworten. Das könnte man auch schulübergreifend machen, sagt Schäfer.